Ahorn AG

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Ahorn Aktiengesellschaft

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1830
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung
  • Olaf Dilge
  • Florian Graetz
Mitarbeiterzahl 598[1]
Umsatz 73,2 Mio. Euro[1]
Branche Bestattungen
Website www.ahorn-ag.de
Stand: 31. Dezember 2018
Ehemaliges Logo

Die Ahorn AG (ehemals Ahorn-Grieneisen AG) mit Sitz in Berlin ist eine Dachgesellschaft, die über fünfzig Marken und Unternehmen führt und mit über 200 Partnern Kooperationen pflegt, welche deutschlandweit bei der Organisation von Bestattungen helfen. Das Unternehmen betreibt mit insgesamt 250 Filialen die meisten im Bestattungswesen in Deutschland und beschäftigt dort rund 581 Mitarbeiter.[2]

Die Ahorn AG ist zu 100 % im Besitz der IDEAL Beteiligungen GmbH, einer Tochter der IDEAL Lebensversicherung a. G., welche besonders im Seniorenbereich aktiv ist. Zur Ahorn AG gehören unter anderem die Grieneisen Bestattungen Berlin, die Antea Bestattungen in Mitteldeutschland und die Trauerhilfe Denk in Bayern.

Gründung und Prosperität im 19. Jahrhundert

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Die Ahorn AG geht auf die 1830 in Berlin von dem Tischler Friedrich Julius Grieneisen gegründete Sargfabrik Julius Grieneisen zurück, gelegen in der Mauerstraße 57 in Alt-Berlin. Wurden anfangs nur Särge und Totenwäsche hergestellt,[3] so begann das Unternehmen ab 1869, nach dem Inkrafttreten der Preußischen Gewerbeordnung (in welcher das Amt des vom König berufenen Leichen-Commissarius, der in den großen Städten die Organisation von Beerdigungen übernahm, abgeschafft wurde und so ein freier, nicht konzessionspflichtiger Gewerbezweig entstand), damit, Beerdigungen zu organisieren. Zu diesem Zweck wurden mehrere speziell angefertigte Pferdekutschen erworben.

Durch die steigende Bevölkerungszahl während der Gründerzeit in Berlin entwickelte sich das Unternehmen gut, so dass Grieneisen 1871 ein erstes Geschäft eröffnen konnte. Bald wurde eine zweite Filiale eingerichtet; neben dem Hauptgeschäft in der Schützenstraße 52 (Mitte) in der Schillstraße 12 (Tiergarten).[4] 1885 starb Friedrich Julius Grieneisen und das Geschäft wurde von seinem Sohn Adolf und seinem Enkel Julius weitergeführt.[4] In den folgenden Jahren erwarb sich das Bestattungsinstitut einen sehr guten Ruf, so dass ihm 1888, im sogenannten Dreikaiserjahr, die Beisetzungen von Kaiser Wilhelm I. am 9. März und von dem am 15. Juni verstorbenen Friedrich III. übertragen wurden.

Wechselnde Geschäftsleitungen und die Auswirkungen von Krieg und deutscher Teilung im 20. Jahrhundert

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1902 übernahmen die Gebrüder Andreas und Johannes Bolle (Söhne des Meiereibesitzers und Kommerzienrat Carl Bolle) das Unternehmen und bauten es weiter aus.

Eine Grieneisen-Filiale in Friedhofsnähe, 1939; vermutlich in Berlin-Schöneberg, Belziger Straße[5]

Im Jahr 1907 betrieb das Bestattungsinstitut Julius Grieneisen in Berlin 12 Filialen und galt als das größte und renommierteste Institut in der Stadt. Im selben Jahr wurde die Unternehmenszentrale in die Potsdamer Straße verlegt. 1911 erfolgte die Einweihung einer neuen Fabrikationsstätte für Särge in der Belziger Straße in Berlin-Schöneberg. Die Fabrik mit neuzeitlichem Maschinenpark galt als modernste Produktionsstätte für Särge in Europa.

Daneben entstand auf dem Gelände die neue Unternehmenszentrale und die Verwaltung des Fuhrparks. 1914 erfolgte die Einführung von Automobilen zum Sargtransport, welche bis 1920 die Pferdekutschen im Fuhrpark verdrängten. Während der Zeit der Weimarer Republik baute das Unternehmen seinen Ruf als Bestatter von Prominenten weiter aus; so wurden unter anderem Walther Rathenau und die ehemalige Kaiserin Auguste Viktoria von Grieneisen beerdigt. Ab 1934 wurde das Bestattungsinstitut in ein modernes Dienstleistungsunternehmen umgebaut. Das Erscheinungsbild der Geschäftsstellen wurde nach den Entwürfen des Architekten Egon Eiermann gestaltet. Es erfolgte eine Angleichung der Fassaden mit dem neu entworfenen Grieneisen-Logo (dreiarmiger Leuchter mit Grieneisen Schriftzug und dem Gründungsjahr) sowie eine Neugestaltung der Inneneinrichtung. Außerdem wurde aktive Außenwerbung über Plakate betrieben, und zusätzlich auch Werbung über das Radio verbreitet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren ein Großteil der Verkaufsräume beschädigt oder befanden sich im Ostteil Berlins, so dass der Betrieb nur langsam wieder aufgenommen werden konnte. In den 1950er Jahren wurden alle nun 15 Filialen erneut in ihrem Erscheinungsbild verändert: so wurden unter anderem, mit Rücksicht auf die durch den Krieg traumatisierte Bevölkerung, die Ausstellungssärge aus den Schaufenstern verbannt. 1959 erfolgte die Einführung von speziellen Särgen für Flugzeugüberführungen, welche wiederum von Egon Eiermann entwickelt worden waren. 1960 wurde das Unternehmen, welches nun in 16 Filialen 150 Mitarbeiter beschäftigte, von der GLOBAL Handels- und Verwaltungs-GmbH übernommen, die zur IDEAL Versicherungs-Gruppe gehörte. Die IDEAL war bereits seit 1925 mit der gemeinnützigen Bestattungsgesellschaft mbH[6] verbunden und somit bereits in der Bestattungsbranche tätig. In der Folgezeit arbeiteten Grieneisen und die GBG mbh eng zusammen. Ab 1978 wurde das Unternehmen auch in Bayern tätig, 1978 wurde die erste Filiale in München eröffnet, 1983 in Augsburg.

Grieneisen ab 1990 und Fusionen

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Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Unternehmen, das in diesem Jahr 25 Filialen in West-Berlin betrieb, auch in Ost-Berlin tätig. Die dort gelegenen ehemaligen Zweigstellen wurden zurückgekauft oder rückübertragen. 1991 war Grieneisen an der Überführung der Särge der Preußenkönige nach Sanssouci beteiligt.

Zum 1. Januar 1998 fusionierte die GBG/GRIENEISEN-Gruppe und die Münchener Unternehmensgruppe Ahorn zur Ahorn-Grieneisen AG mit Sitz in Berlin. Das neue Unternehmen verfügte nun über 168 Filialen in 76 Städten Deutschlands und wurde mit Abstand Marktführer der Bestattungsbranche in Deutschland. Im Herbst 2003 wurde zusätzlich noch die Münchener TrauerHilfe DENK GmbH mit einer starken Marktposition in Süddeutschland übernommen, die IDEAL Versicherungsgruppe wurde Alleineigentümer der Ahorn-Grieneisen AG.

Am 16. Januar 2004 wurde die neue Zentrale des Unternehmens in Berlin-Charlottenburg in Betrieb genommen – das erste Haus der Begegnung. Weitere Häuser der Begegnung wurden in Kiel, Elmshorn, Leipzig und Hannover errichtet. Hier entstanden multifunktionale Kommunikations- und Begegnungsstätten, die durch die offene und helle Gestaltung einen würdevollen Umgang mit den Themen Tod, Trauer und Sterben ermöglichen.

Im April 2005 gab die IDEAL bekannt, dass sie 45 % an der Ahorn-Grieneisen AG bis 2007 an die Börse bringen wolle.[7] Die Erlöse seien für den Aufbau von Pflegeheimen vorgesehen, welche das Profil der IDEAL als Senioren-Spezialist ergänzen sollen. Anfang 2008 gab das Unternehmen jedoch bekannt, dass die Börseneinführung aufgrund des schwierigen Marktumfeldes auf unbestimmte Zeit zurückgestellt werde.

Ende 2007 wurde außerdem eine Umfirmierung durchgeführt, wobei aus der Ahorn-Grieneisen AG die Ahorn AG, und Grieneisen und GBG zur neuen Grieneisen GBG Bestattungen GmbH zusammengeschlossen wurden.

Die im Jahr 2002 gegründete Tochtergesellschaft Horizont – lebensbegleitende Dienste GmbH wurde im Dezember 2009 als Abteilung Horizont unter der Ahorn AG eingegliedert. Diese Abteilung beschäftigt sich ausschließlich mit der Organisation von Rückholungen aus dem Ausland und Rückführungen in das Heimat- oder Wunschland des Verstorbenen. Als Partner eines großen und weltweit tätigen Assistancedienstleisters führt das Unternehmen ca. 500 Überführungen im Jahr durch.

Im multikulturellen Berlin war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Bestattungsbranche auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Religionen zum Thema Tod und Bestattung reagierte. Die Ahorn AG hat im Jahr 1994 dazu die Abteilung IkinciBahar (türkisch: zweiter Frühling, zweite Lebenshälfte) und im Jahr 2004 die Abteilung Tod und Glaube ins Leben gerufen. Diese Abteilungen kümmern sich um die speziellen kulturellen Bedürfnisse, Rituale und die eigene Auseinandersetzung mit Tod, Trauer und Bestattung der Weltreligionen (Judentum, Hinduismus, Buddhismus, Islam und Christentum). Da der Bedarf an multikulturellen Beisetzungen stetig ansteigt, wurde im Januar 2011 die Abteilung IkinciBahar ausgegliedert und eine eigene Gesellschaft gegründet: BuCa Burial&Care GmbH. Dabei firmieren unter der neuen Gesellschaft zwei Marken: Ikinci Bahar und Markaz Bestattungen, wobei sich Markaz Bestattungen auf die gläubigen Sunniten und Shiiten spezialisiert hat.

Zum 180-jährigen Jubiläum setzt das Unternehmen ein Zeichen gegen den Trend zur anonymen Bestattung und Beisetzung ohne Abschieds- oder Trauerfeier mit einer Radiokampagne, die auf mehreren Berliner Sendern zu hören ist. Dazu wurde eigens die Grieneisen Andachtsmelodie komponiert.

Grieneisen in den Medien

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In Erich Kästners Emil und die Detektive wird das Unternehmen als Beerdigungsinstitut genannt.

Einige Szenen mit dem Schauspieler Winfried Glatzeder aus der VOX-Dokumentation Das letzte Mysterium – Begegnung mit dem Tod wurden im Sarglager der Ahorn AG gedreht.

Die Produktionsfirma Herbstfilm hat den Film Endlich – vom Leben mit den Toten mit Unterstützung der Ahorn AG gedreht.[8]

Die zweite Folge der Dokumentations- und Unterhaltungsserie (Sido) in the Box wurde in Zusammenarbeit mit Grieneisen und zum Teil in deren Räumen gedreht.[9]

Wiederholt werden die Geschäftsmethoden der Ahorn-Grieneisen AG von Verbraucherverbänden und Journalisten kritisiert. So attestierte die Stiftung Warentest der Ahorn-Grieneisen 2004 eine mangelhafte Kostentransparenz.[10]

Ein Beitrag in der Süddeutschen Zeitung weist auf Versuche hin, Kunden der zur Ahorn AG gehörenden Trauerhilfe Denk zusätzliche Versicherungen zu verkaufen.[11]

Im Februar 2007 wurde in einem Fernsehbeitrag des RBB berichtet, dass sich Kunden, die bei der IDEAL Versicherungsgruppe eine Sterbegeldversicherung abschließen, automatisch an einen Bestattungsvertrag bei der Ahorn-Grieneisen AG binden würden, ohne über diese Tatsache aufgeklärt worden zu sein. Nach den Erkenntnissen der Journalisten existiere außerdem eine Arbeitsanweisung, nach der Verstorbene in hochpreisigen Särgen überführt werden sollen. Sollten sich die Angehörigen des Verstorbenen für einen günstigeren Sarg entscheiden, so werde eine Umbettungsgebühr berechnet.

Weiterhin wurde kritisiert, dass Ahorn-Grieneisen Exklusivverträge mit Pflegeheimen abschließe,[12] und dadurch den freien Wettbewerb in den Heimen unterbinde. Außerdem sollen persönliche Daten der Heimbewohner von den Pflegeheimen an Ahorn-Grieneisen für Akquisezwecke weitergegeben werden.[13]

Das ZDF-Magazin WISO griff die Problematik der an einen Bestattungsvertrag gekoppelten Sterbegeldversicherung und der Exklusivverträge zwischen Ahorn-Grieneisen und Altersheimen im Juni 2007 erneut auf.[14]

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b Konzernabschluss per 31.12.2018 auf bundesanzeiger.de
  2. Bundesanzeiger: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2013
  3. Grieneisen, A. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1870, Teil 1, S. 233. „Holz- und Metall-Sarg-Fabrik und Magazin, Schützenstraße 47. 2. Magazin: Mauerstraße 57“.
  4. a b Grieneisen, Adolf/Julius/Elise. In: Berliner Adreßbuch, 1890, Teil I, S. 369. „Schützenstraße 46, 47; Schützenstraße 52; Potsdamer Straße 134b; Prinzenstraße 36“.
  5. Bestattungen. In: Berliner Adreßbuch, 1939, Teil II, S. 59. „Belziger Straße 35“. Es ist nur eine einzige Berliner Adresse genannt; vermutlich die Zentrale.
  6. Die GBG mbh wurde am 11. März 1925 als GmbH gegründet und geht zurück auf den 1913 gegründeten Versicherungsverein Volksfeuer-Bestattung V.V.a.G. und war bis 1929 eine rechtlich unselbständige Abteilung der IDEAL
  7. Größter Bestatter Deutschlands geht an die Börse. Handelsblatt online, 1. April 2005
  8. Endlich - vom Leben mit den Toten (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) Trailer zum Film. Abgerufen am 7. April 2024.
  9. Alle Videos zu In the Box. In: Prosieben Archiv. Seven.One Entertainment Group GmbH, abgerufen am 4. Juni 2024.
  10. Test von Bestattungsunternehmen. test.de, 21. Oktober 2004
  11. Bernd Kastner: Trauerhilfe Denk: Herzliches Beileid plus Versicherung In: sueddeutsche.de, 17. August 2005. ISSN 0174-4917. Abgerufen am 12. August 2012 
  12. Klaus Wiendl, Oliver Bendixen: Das Geschäft mit dem Tod - Die üblen Tricks bei Bestattungen. br-online.de, archiviert vom Original am 1. Januar 2008; abgerufen am 12. August 2012.
  13. „Klartext“ vom 7. Februar 2007: Skript und Videobeitrag (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive). Abgerufen am 7. April 2024.
  14. Sendung WISO in der ZDFmediathek, abgerufen am 4. Juni 2007. (offline)