Radkarte

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Radkarten zählen zu den mappae mundi und zeichnen sich durch die kreisrunde Darstellung der damals bekannten Welt aus. Aus diesem Grund können die im Mittelalter weit verbreiteten TO-Karten als Modifikation der Radkarten gesehen werden.

Gemäß der Bibel (und auch antiken Quellen) wurde die bekannte Welt „im Erdkreis“ vorgestellt (O-Form). Da die Arbeiten von Mönchen ausgeführt wurden, werden derartige Darstellungen auch Mönchskarten genannt.

Die Karten sind fast durchwegs geostet (Osten ist oben), in der oberen Kreishälfte befindet sich Asien und meist auch das Paradies, unterhalb liegen Europa und Afrika. Mit der Errichtung des christlichen Königreichs Jerusalem ändern sich insofern die Karten, als das Heilige Land den Weltmittelpunkt einnimmt.[1]

Die berühmte Weltkarte des Andreas Walsperger kann als Radkarte bezeichnet werden.

Isidor, Bischof von Sevilla, versuchte mit seinem Werk Etymologiae das gesamte aus der Antike stammende Wissen zu sammeln und zu bewahren. Im Kapitel de natura rerum findet der Betrachter eine Weltkarte, auf der die Erde vom Weltmeer umgeben ist. Zwei Flüsse, Don und Nil, und das Mittelmeer teilen die Landmasse T-förmig in die drei Kontinente Europa, Afrika und Asien.[2]

In einer Textstelle des Gelehrten heißt es:

«Orbis a rotunditate circuli dictus, quia sicut rota est […] Undique enim Oceanus circumfluens eius in circulo ambit fines. Divisus est autem trifarie: e quibus una pars Asia, altera Europa, tertia Africa nuncupatur.»

„Der [Erd-]Kreis wird nach der Rundheit des Kreises benannt […] Darum wandelt der diesen umfliessende Ozean in Grenzen eines Kreises. Er wiederum ist dreifach geteilt: Von denen der eine Teil Asien, der andere Europa, der dritte Afrika genannt wird.“

Etymologiae, 14,1,1: de terra[3]

Der Buchstabe T, Tau, ist gleichzeitig Symbol des Universums. Der Florentiner Leonardo Dati schreibt über die Dreiteilung in seinem Gedicht La Sfera folgendes:

„Un T dentro a uno O monstra il disegno Come in tre parte fu diviso il mondo“

„Ein T innerhalb eines O zeigt uns das Bild, wie die Erde in drei Bereiche geteilt war.“[4]

Die T-förmige Dreiteilung und die kreisrunde, also O-förmige Darstellung der Erde sind für die Bezeichnung „TO-Karten“ verantwortlich. Häufig wurden sie als kleine Textabbildungen in Psalter eingefügt. Mit den Kreuzzügen ab 1100 wurden jedoch die Inhalte der Karten umfangreicher, und entsprechend größere Darstellungen entstanden.

Bilder berühmter Radkarten

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  • Ingrid Baumgärtner: Dynamiken in der Kartographie um 1500. In: Berndt Hamm, Frank Rexroth, Christine Wulf (Hrsg.): Reichweiten. Dynamiken und Grenzen kultureller Transferprozesse in Europa. Band 2: Grenzüberschreitung und Partikularisierung (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Neue Folge, Band 49/2). De Gruyter, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-074037-0, S. 195–233 doi:10.26015/adwdocs-1751
  • Anna-Dorothee von den Brincken: Das Weltbild des irischen Seefahrer-Heiligen Brendan in der Sicht des 12. Jahrhunderts. In: Cartographica Helvetica. Nr. 21, 2000, S. 17–21, (doi:10.5169/seals-11657).
  • Anna-Dorothee von den Brincken: Mappa mundi und Chronographia. Studien zur imago mundi des abendländischen Mittelalters. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Bd. 24, 1968, S. 118–186, (Digitalisat).
  • Evelyn Edson, Emilie Savage-Smith, Anna-Dorothee von den Brincken: Der mittelalterliche Kosmos. Karten der christlichen und islamischen Welt. Primus, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-271-1.
  • Brigitte Englisch: Ordo orbis terrae. Die Weltsicht in den Mappae mundi des frühen und hohen Mittelalters (= Orbis mediaevalis. 3). Akademie, Berlin 2002, ISBN 3-05-003635-4 (Zugleich: Hamburg, Universität, Habilitations-Schrift, 2000).
  • Hartmut Kugler: Hochmittelalterliche Weltkarten als Geschichtsbilder. In: Hans-Werner Goetz (Hrsg.): Hochmittelalterliches Geschichtsbewußtsein im Spiegel nichthistoriographischer Quellen. Akademie-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-05-003188-3, S. 179–200.
  • Joachim G. Leithäuser: Mappae mundi. Die geistige Eroberung der Welt. Safari, Berlin 1958, (DNB 452795125).
  • Claudius Sieber-Lehmann: Albrecht von Bonstettens geographische Darstellung der Schweiz von 1479. In: Cartographica Helvetica. Nr. 16, 1997, S. 39–46, (doi:10.5169/seals-9073).
  • Christoph Mauntel: The T-O Diagram and its Religious Connotations – a Circumstantial Case. in: Christoph Mauntel (Hrsg.), Geography and Religious Knowledge in the Medieval World (= Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung. Beihefte 14). de Gruyter, Berlin/Boston 2021, S. 57–82. ISBN 978-3-11-068595-4, doi:10.1515/9783110686159
  • Christoph Mauntel, Die Erdteile in der Weltordnung des Mittelalters. Asien – Europa – Afrika (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 71), Hiersemann, Stuttgart 2023.
  • Glyphe als Symbol für Erde oder Kirche
Commons: Radkarte (T-und-O Karte) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: T-O-Schema – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Hartmut Kugler: Hochmittelalterliche Weltkarten als Geschichtsbilder. In: Goetz Hans-Werner (Hrsg.): Hochmittelalterliches Geschichtsbewusstsein im Spiegel nichthistoriographischer Quellen. Berlin 1998, S. 179–200, hier S. 179.
  2. Joachim Gustav Leithäuser: Mappae mundi. Die geistige Eroberung der Welt. Berlin 1958, S. 61–62.
  3. "(https://www.thelatinlibrary.com/isidore/14.shtml)"
  4. Anna-Dorothee von den Brincken: Mappa mundi und Chronographia. Studien zur imago mundi des abendländischen Mittelalters. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Bd. 24, 1968, S. 118–186, hier S. 131.