Maria-und-Martha-Kirche (Bautzen)

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Maria-und-Martha-Kirche

Daten
Ort Bautzen, Sachsen
Baumeister Christian Schramm
Baujahr 1888/89
Höhe 68 m
Koordinaten 51° 10′ 34,8″ N, 14° 25′ 56,3″ OKoordinaten: 51° 10′ 34,8″ N, 14° 25′ 56,3″ O

Die Maria-und-Martha-Kirche, obersorbisch Cyrkej Marje a Marty, ist eine Kirche der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde St. Petri in Bautzen. Sie ist die größte ausschließlich protestantische Kirche der Stadt, da der Dom St. Petri sowohl für evangelische als auch für katholische Gottesdienste genutzt wird. Die Kirche befindet sich außerhalb der äußeren Stadtmauer im Stadterweiterungsgebiet, das zwischen 1870 und dem Ersten Weltkrieg entstand.

Um die Kirche am August-Bebel-Platz befindet sich der Busbahnhof Bautzens, der eine wichtige Verkehrsanbindung für die Stadt darstellt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal an der Südseite mit Figuren der 4 Evangelisten und Relief von Maria und Martha

Die Maria-und-Martha-Kirche in Bautzen ist im Stil der neugotischen Architektur erbaut.

Die Fassade der Kirche ist aus rotem Backstein gebaut, ein typisches Material für die neugotische Architektur, das zugleich Stabilität und Ästhetik vereint. Die vertikalen Linien der Fassade werden durch Strebepfeiler betont, die sowohl eine strukturelle als auch eine dekorative Funktion erfüllen.

Der markanteste Bestandteil der Kirche ist ihr hoher Turm, der mit einer Höhe von 68 Metern weit über die umliegenden Gebäude hinausragt. Der Turm hat einen quadratischen Grundriss und verjüngt sich nach oben hin in eine schlanke, kupfergedeckte Spitze. Auf jeder Seite des Turms befindet sich eine Uhr, die in Höhe der Turmspitze angebracht ist und dem Turm eine zusätzliche Funktion als Zeitmesser verleiht.

Die Kirche verfügt über hohe, schlanke Fenster im Stil der Neogotik, die in Spitzbögen enden. Diese Fenster sind reich mit Maßwerk verziert, was dem Gebäude eine filigrane Erscheinung verleiht. Das Maßwerk in den Fenstern trägt zur typischen gotischen Ästhetik bei und ermöglicht gleichzeitig eine eindrucksvolle Lichtführung im Innenraum.

Das Dach der Kirche ist mit Schiefer gedeckt und weist eine steile Neigung auf, was ebenfalls charakteristisch für den neugotischen Stil ist. An den Kreuzungspunkten des Dachs befinden sich dekorative Elemente wie Dachreiter und Fialen, die dem Bauwerk zusätzliche vertikale Akzente verleihen.

Die Kirche befindet sich am August-Bebel-Platz, umgeben von einem kleinen Park, der den sakralen Bau harmonisch in die städtische Umgebung einbindet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte Marien- und Marthenkirche an der Steinstraße vor dem Abriss von 1899

Eine Maria-und-Martha-Kirche in Bautzen wurde erstmals 1359 an der heutigen Steinstraße erwähnt. 1382 taucht ihr Name in Verbindung mit einem Maria-Marthen-Hospital auf. Sowohl Hospital als auch Kirche wurden mehrfach durch Brände zerstört und zwar in den Jahren 1488, 1620 und 1686.

Ab etwa 1870, im Zuge des starken Stadtwachstums nach Osten, beschloss der Stadtrat den Abriss der alten, aus damaliger Sicht wenig erhaltenswerten Kirche, um Platz für einen Neubau in den neuen, stark an Bedeutung gewinnenden östlichen Stadtteilen zu schaffen.

Die frühere Maria-und-Martha-Kirche war bis zu ihrem Abriss im Jahr 1899 ein relativ kleiner und bescheidener Bau im Vergleich zu ihrem neugotischen Nachfolger. Sie hatte einen niedrigen, einstöckigen Baukörper mit einem stark geneigten Walmdach. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt und wies mehrere kleine Dachgauben auf. Das markanteste Element der Kirche war ihr Dachreiter, ein kleiner Turm, der aus der Mitte des Daches ragte. Er war mit einer Haube und einer Wetterfahne abgeschlossen, was ihm ein barockes Aussehen verlieh. Die Fassade der Kirche war schlicht und funktional gehalten.

Zwischen 1888 und 1891 wurde die neue Maria-und-Martha-Kirche als Katechismus- und Garnisonkirche im neogotischen Stil nach Plänen des Dresdner Architekten Christian Schramm errichtet.

Im Jahr 1971 erfolgte eine Umgestaltung des Altarraumes, um den liturgischen Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Nach einem schweren Sturmschaden wurde der ursprünglich 68 Meter hohe Turm im Jahr 1975 vereinfacht.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Maria-und-Martha-Kirche nistet eine Dohlen-Familie, die intensiv beobachtet wird. Mit dem Projekt „Nestgucker“ brachte der MDR eine Deutschlandpremiere ins Fernsehen und ins Internet. Seit April 2005 bietet das Internet rund um die Uhr erstmals Einblicke in das Leben dieser Dohlen-Familie, die in 46 Metern Höhe an der Maria-und-Martha-Kirche nistet. Im SachsenSpiegel wurde regelmäßig über die Langzeitbeobachtung berichtet. Vogelkundler erwarten aus der Auswertung der über 200 Aufnahmekassetten neue Erkenntnisse zum Verhalten der Tiere.

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Firma Hermann Eule Orgelbau Bautzen stattete die neue Kirche 1892 mit ihrem op. 50 aus. Die jetzige Orgel wurde 1985 ebenfalls von Eule als ihr als op. 526 erbaut. Der Prinzipal 16´ der Orgel von 1892 wurde in der 1992 neu gebauten Eule-Orgel der Nikolaikirche Löbau eingebaut.[1] Die Prospekt- bzw. Gehäusegestaltung soll an einen Baum erinnern, als Symbol für das Wachstum der Gemeinde. Das Schleifladen-instrument hat 34 Register (2691 Pfeifen) auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen pneumatisch.

I Hauptwerk C–c4
1. Gedacktpommer 16′
2. Prinzipal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Oktave 4′
5. Spitzflöte 4′
6. Quinte 223
7. Oktave 2'
8. Waldflöte 2′
9. Quinte 113
10. Cornett III-V 8′
11. Mixtur V 2′
12. Trompete 8′
Tremulant
II Schwellwerk C–c4
13. Spitzprinzipal 8′
14. Gedackt 8′
15. Salicional 8′
16. Unda maris 8′
17. Prinzipal 4′
18. Holzflöte 4′
19. Nasat 223
20. Oktave 2′
21. Terz 135
22. Sifflöte 1′
23. Scharff V 1′
24. Dulcian 16′
25. Cromorne 8′
Tremulant
Pedal C–f1
26. Prinzipalbass 16′
27. Subbass 16′
28. Quintbass 1023
29. Oktavbass 8′
30. Gemshorn 8′
31. Holzoktave 4′
32. Dolkan 2'
33. Hintersatz V 4′
34. Posaune 16′
35. Fagott 8′
36. Clarine 4′
Tremulant
  • Zwei freie Kombinationen, Zungen ab, Plenum als Piston
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maria- und Martha-Kirche (Bautzen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bautzen, Maria-und-Martha-Kirche - Orgeldatenbank Sachsen. In: orgelforum-sachsen.de. Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden, abgerufen am 10. November 2021.