Chlorung

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Mittel zur Chlorung von Schwimmwasser

Die Chlorung ist das Versetzen von Wasser mit Chlor oder Chlorverbindungen zur Desinfektion von Trink-, Gebrauchs- und Abwässern, der Wasseraufbereitung in Schwimmbädern, der (vorbeugenden) Schimmelbekämpfung oder zum Bleichen. Die Chlorung ist daneben ein Verfahren zur Textilausrüstung und in den USA ein Desinfektionsverfahren für Hähnchen nach der Schlachtung.

Nicht verwechselt werden sollte die Chlorung mit der Chlorierung. Bei der Chlorierung ist das technische Ziel die Herstellung organisch-chemischer Verbindungen (Chloralkane, Dichloralkane, Carbonsäurechloride etc.), die Chlor enthalten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren durch Wasser übertragene Krankheiten wie Typhus und Dysenterie in den USA weit verbreitet, vor allem bei Säuglingen und jungen Kindern gab es in der Folge häufig Todesfälle. Neu gebaute Kanalsysteme brachten Abwasser aus den Städten, leiteten es aber zu Trinkwasserressourcen um, worunter die Trinkwasserqualität litt. Aufgrund seiner Kenntnis der desinfizierenden Wirkung von Chlor empfahl der Mediziner John L. Leal in Folge die Chlorung von Wasser in Jersey City, New Jersey, wo die Typhusraten stark zunahmen. Einige seiner Zeitgenossen kritisierten seine Idee, darunter der Experte im Feld der sanitären Mikrobiologie George C. Whipple, der sie als unlogisch und unsicher bezeichnete. Nach zwei wegweisenden Prozessen wurde die Chlorung von Wasser eine akzeptierte Praxis, in deren Folge die Rate von durch Wasser übertragenen Krankheiten stark sank und die Lebenserwartung stark zunahm.[1][2]

Chemie der Chlorung

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Bei der Einleitung von Chlor in Wasser bildet sich in Abhängigkeit vom pH-Wert ein Gleichgewicht aus Chlor, Hypochloriger Säure und Salzsäure:[3]

Je nach pH-Wert dissoziiert die Hypochlorige Säure teilweise zu Oxonium- und Hypochlorit-Ionen:

In saurer Lösung sind die wichtigsten Spezies Cl2 und HClO, während in alkalischer Lösung überwiegend ClO vorliegt, neben sehr kleinen Konzentrationen von ClO2, ClO3, ClO4.[4]

Wasseraufbereitung

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Wirksamkeit von Chlordioxid und Chlor (Konzentration iodometrisch bestimmt) gegen das Bakterium Staphylococcus aureus: Prozent getöteter Bakterien bei verschiedenen pH-Werten nach 20 Minuten Desinfektion mit Chlordioxid oder Chlor[5]

Die Chlorung von Trinkwasser dient in der Wasseraufbereitung der Desinfektion, wobei hier Chlor in Form von Chlorgas, Chlordioxid oder Natriumhypochlorit zugesetzt wird. Die hierbei geltenden Höchstwerte der Konzentration sind in einer vom Umweltbundesamt geführten Liste festgelegt.[6] Als Alternativen zur Entkeimung von Schwimmbecken- oder Trinkwasser gelten die Ozonierung sowie der Einsatz von UV-Strahlung.[6][7] In Deutschland gibt die DGUV für die Chlorung von Wasser umfangreiche Empfehlungen und Vorschriften heraus.[8][9]

Textilausrüstung

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Die Chlorung ist das älteste Verfahren zur Filz- und Krumpffreiausrüstung (Textilausrüstung) von Wolle durch Einwirkung von sauren Chlor- oder Hypochloritlösungen.[10]

Desinfektion von Schlachthähnchen

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In den USA werden Schlachthähnchen mit dem Ziel der Desinfektion einer Chlorung unterworfen („Chlorhähnchen“). Das Verfahren ist in der Europäischen Union nicht zugelassen (Stand 2022).

Einzelnachweise

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  1. American Chemistry Council Chlorine Panel: Celebrate Drinking Water Chlorination youtube, 24. September 2018, abgerufen am 26. August 2022
  2. Celebrating Dr. John L. Leal and 110 years of U.S. drinking water chlorination. Water Quality & Health Council, 26. September 2018, abgerufen am 26. August 2022.
  3. G. M. Fair, J. Corris, S. L. Chang, I. Weil, R. P. Burden: The behavior of chlorine as a water disinfectant. J. Am. Water Works Assoc. 40.1948, S. 1051–1061.
  4. Shunji Nakagawara, Takeshi Goto, Masayuki Nara, Youichi Ozaqa, Kunimoto Hotta, Yoji Arata: Spectroscopic Characterization and the pH Dependence of Bactericidal Activity of the Aqueous Chlorine Solution. In: Analytical Sciences, 14, 69, 1998.
  5. Huang Junli, Wang Li, Ren Nanqi, Ma Fang, Juli: Disinfection effect of chlorine dioxide on bacteria in water. In: Water Research, 1997, 31 (3), S. 607–613; doi:10.1016/S0043-1354(96)00275-8.
  6. a b Bekanntmachung der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 der Trinkwasserverordnung. (PDF; 245 kB) Umweltbundesamt, Dezember 2019, abgerufen am 26. März 2020.
  7. Artikel „Chlorung“. In: umweltlexikon.katalyse.de. Katalyse Institut, 1990, abgerufen am 26. März 2020.
  8. DGUV Information 207-023 |Prüfliste für Chlorungseinrichtungen unter Verwendung von Chlorgas und deren Aufstellungsräume in Bädern. (PDF; 164 kB) Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, September 2015, S. 8, abgerufen am 26. März 2020.
  9. DGUV Information 203-086 | Chlorung von Trinkwasser. (PDF; 1,1 MB) Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, März 2017, abgerufen am 26. März 2020.
  10. Otto-Albrecht Neumüller (Hrsg.): Römpps Chemie-Lexikon. Band 1: A–Cl. 8. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1979, ISBN 3-440-04511-0, S. 732–733.