Ernst von Malortie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ernst von Malortie
Inschrift am Straßburger Münster von dem jungen Baron und Reisebegleitern auf der oberen Aussichtsplattform.

Baron[1] Carl Otto Unico Ernst von Malortie (* 15. November 1804 in Linden; † 11. Oktober 1887 in Hannover) war Jurist, Oberhofmarschall[2] und leitender Minister des Königreichs Hannover, dazu Autor und Gastrosoph.

Ernst von Malorties Vater Ferdinand

Malortie entstammte einer alten französischen Adelsfamilie und wurde auf Gut Linden bei Hannover geboren.[1] Er war der Sohn von Ferdinand von Malortie (1771–1847) und Sabine Luise Julia von Platen-Hallermund (1780–1826). Er besuchte das Ratsgymnasium in Hannover.[2] Von 1823 bis 1826[2] studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen. Dort wurde er Mitglied des Corps Hannovera. Nach dem Studium trat der aus einer französischen Refugiéfamilie stammende v. Malortie in den Hannöverschen Verwaltungsdienst ein und wurde 1826 zunächst Amtsauditor in Hannover und Syke (1827). 1829 trat er als Assessor und Hilfsarbeiter in die Land-Drostei in Hannover ein.

1836 wurde er zunächst Kammerjunker und Hofmarschall des Herzogs Ernst August von Cumberland (dem späteren König Ernst August von Hannover), 1837 dessen Kammerherr und Reisemarschall.[2]

Malortie entwickelte das höfische Zeremoniell bis zur Perfektion: 1842 veröffentlichte er sein Hauptwerk Der Hof-Marschall. Handbuch zur Einrichtung und Führung eines Hofhalts, das sich zum Standardwerk entwickelte.[2] 1846 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Göttingen.[2]

Malortie wurde 1846 Verwalter der Königlichen Gärten, Bauten sowie der Königlichen Privatschatulle. 1851 wurde er zum Oberhofmarschall ernannt.[2] 1860 saß er im „engeren Ausschuß des Comités für die Errichtung des Ernst-August-Denkmals[3] 1862 wurde von Malortie, unter Beibehaltung des Amtes des Oberhofmarschalls, zum Staatsminister und zum Minister des Königlichen Hauses berufen.[2][1] Mit der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 verlor Malortie „alle Ämter, schloss sich aber nicht der welfischen Bewegung an“.[2] Er war Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden und der botanischen Klasse der Leopoldina.

Erster Teil des Buches Das Menu von Ernst von Malortie, erschienen 1888 beim Klindworth’s Verlag, Hannover.

Malortie betätigte sich als angesehener Schriftsteller. Er verfasste eine große Anzahl historischer Schriften. Hervorzuheben ist sein Handbuch für die Leitung eines fürstlichen Hofhaltes, welches 1842 unter dem Titel Der Hofmarschal erschien und große Anerkennung fand. Im Jahre 1878 erschien die erste Auflage seines Werkes Das Menu, dem 1880 der zweite Teil Die Feine Küche folgte. Sein Werk Das Menue galt im 19. Jahrhundert als das Standardwerk der Kochkunst bis zum Erscheinen von Auguste Escoffiers Guide Culinaire im Jahr 1902. Die erste Auflage war bereits im ersten Jahr ihres Erscheinens vergriffen. Malortie selbst schrieb darüber in seiner Familiengeschichte:

„Dieses Werk hatte durchschlagenden Erfolg und befestigte des Verfassers Ruhm als Hofmarschall glänzend aufs neue. Das Buch ist zunächst für reiche Privathäuser bestimmt, hat aber auch bei den europäischen Höfen große Anerkennung gefunden und alsbald eine hervorragende Stelle unter den Kochbüchern eingenommen. Die Wissenschaft hat solches als einen Beitrag zur Kulturgeschichte begrüßt und so fand es eine selten allgemeine Aufnahme weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Die angesehensten Zeitungen und Journale haben die günstigsten Beurtheilungen gebracht. Selten hat wohl ein Haushaltsbuch ähnliche Triumphe gefeiert!“[1]

Daneben wirkte er ab 1851 als Präsident des Komitees des Museums und des Kunstvereins Hannover. Außerdem engagierte er sich bei der Errichtung des 1862 eröffneten „Königlichen Welfenmuseums“. Er war maßgeblich an der Gründung der Hannoverschen Genossenschaft des Johanniterordens (damals dort genannt Der Johanniterorden – Königreich Hannover) im Jahre 1864 beteiligt, die noch im selben Jahr von König Georg V. von Hannover mit dessen ausdrücklichem Wohlwollen als juristische Person anerkannt wurde. Von 1864 bis 1887 war er Regierender Kommendator der Hannoverschen Genossenschaft des Johanniterordens.[1]

Malortie war nicht verheiratet und stiftete von seinem ansehnlichen Vermögen einen Familienfideikommiss, welcher von Hermann von Malortie, dem Sohn seines Bruders Hermann und dessen Frau Karoline, geb. Gräfin von Bismarck, weitergeführt wurde.[1]

Die Bronzestatuette Malorties, gefertigt von dem Bildhauer Carl Dopmeyer, befindet sich als Dauerleihgabe der Letter-Stiftung im Historischen Museum Hannover.

Laut dem Innentitel seines Werkes Der Hofmarschall... trug er folgende Orden und Auszeichnungen:

weiter wurden ihm folgende Orden verliehen

Weitere Ehrungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabmal des Ernst von Malortie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Porträt an Ernst von Malorties Grabmal
Ernst von Malorties Grabmal auf dem Herrenhäuser Friedhof

Malortie wurde in seinem Erbbegräbnis[4] auf dem Herrenhäuser Friedhof beigesetzt, an dessen Entstehung er als Oberhofmarschall maßgeblich beteiligt war.[5]

Offenbar aus privaten Interesse ließ sich Malortie um 1860 ein Album mit Fotografien von Kunstwerken aus dem Besitz der Welfen herstellen. Dieses „Malortie-Album“ verwahrt das Niedersächsische Hauptstaatsarchiv Hannover.[6]

Commons: Carl Ernst von Malortie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Carl Ernst von Malortie – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g h Nekrolog für Carl Otto Unico Ernst von Malortie, abgedruckt in: „Das Menu“, 3. Auflage, 1888, S. 465 ff.
  2. a b c d e f g h i j Klaus Mlynek: Malortie, Carl Otto Unico Ernst von, in: Stadtlexikon Hannover, S. 423.
  3. Ernst-August-Album; Digitalisat des Getty Research Institut über Internet Archive, S. 24; online:
  4. siehe diese Fotos
  5. siehe sein Schreiben vom 2. Juli 1859 an den Kirchenvorstand von Herrenhausen
  6. Ludwig Hoerner: Hannover in frühen Photographien 1848–1910, mit einem Beitrag von Rudolf Zankl, Schirmer-Mosel, München 1979, ISBN 3-921375-44-4, S. 58, 65.