Festhalle Viersen

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Festhalle in Viersen mit dem alten Stadtwappen (2007)

Die Festhalle Viersen ist ein bekanntes Aufführungsgebäude für Theater und Konzerte sowie der Austragungsort der Dreiband-Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften und Veranstaltungsort eines jährlich stattfindenden internationalen Jazz-Festivals in der niederrheinischen Kreisstadt Viersen.

1913 wurde die Festhalle nach Plänen des Stadtbaumeisters Eugen Frielingsdorf fertiggestellt. Der Fabrikant Josef Kaiser, dessen Unternehmen Kaiser’s Kaffeegeschäft seinen Sitz in Viersen hatte, trug aus Anlass seiner Ernennung zum Kommerzienrat mit einer Spende von 130.000 Mark wesentlich zur Realisierung bei. Bis 1925 wurde das Gebäude gleichzeitig als Turnhalle genutzt. Eine 1939/1940 erfolgte Umgestaltung nach Plänen von Carl Staudt sollte zudem Möglichkeiten für politische Veranstaltungen der NSDAP geben. Das Gebäude wurde im Krieg nur gering beschädigt und bald nach Kriegsende wieder genutzt. Es wurde im Laufe seiner Geschichte mehrmals renoviert und umgebaut. 1997 wurde die Festhalle, ermöglicht durch die Unterstützung des Festhallen-Fördervereins, umfangreich renoviert und saniert (inneres und äußeres Erscheinungsbild, neue Bestuhlung und Technik).[1]

Am 7. Dezember 2013 feierte sie ihr einhundertjähriges Bestehen.[2]

Die Fassade hat klassizistische Formelemente (Säulen, Dreiecksgiebel und Pilaster). Der große Saal der Festhalle hat ungefähr 1.000 Sitzplätze. Die Bestuhlung im Parterre des Saales kann demontiert werden; dann fasst er 1200 Besucher.[3] 1955 suchte die Zeitschrift „Baukunst und Werkform“ in einer Umfrage unter 20 bekannten Dirigenten nach den akustisch besten Konzertsälen der Welt; bei den Ergebnissen wurde für Deutschland neben Bremens Konzerthaus Die Glocke nur noch die „Viersener Festhalle“ genannt.

Bühnenansicht mit Orgel (1915)
Spieltisch der Orgel (1915)

Im Jahre 1915 errichtete das Unternehmen Johannes Klais Orgelbau (Bonn) eine große Konzertorgel in der Festhalle, die von der Bankiersfamilie Lüps gestiftet wurde. Sie hatte 50 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Zwei der Manualwerke waren schwellbar angelegt; drei Register waren Hochdruck-Register. Der königliche Musikdirektor Hans Gelbke stellte in seinem Abnahmebericht über das fertiggestellte Instrument fest: „Viersen besitzt in dieser herrlichen Konzertorgel ein die verwöhntesten Ansprüche erfüllendes Werk, das als selten gut gelungen gelten darf und das eine Hauptzierde im Musikleben bilden wird.“[4] Das Instrument wurde 1978 entfernt.[5]

Von 1947 bis 1949 wurden von hier die Symphoniekonzerte durch das NWDR-Rundfunkorchester übertragen, später vom WDR auch andere Sendungen, zum Beispiel „Das ideale Brautpaar“. Wegen der hervorragenden Akustik gastierten zahlreiche international bedeutende Dirigenten, zum Beispiel Wilhelm Furtwängler, Thomas Beecham oder Ferenc Fricsay, kamen bedeutende Orchester (zum Beispiel die Berliner Philharmoniker unter Sergiu Celibidache und Herbert von Karajan)[6] oder Solisten wie zum Beispiel Gidon Kremer, Lang Lang, Nigel Kennedy und David Garrett[7] in die Festhalle. Hinzu kamen Theatergastspiele bekannter Bühnen (zum Beispiel Gustaf Gründgens mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus).[8]

Dreiband-WM 2013

Die Festhalle liegt zentral in Alt-Viersen am Hermann-Hülser-Platz. Dieser wurde 2014 umgestaltet.

  • Fritz Winckel: Die besten Konzertsäle der Welt. In: Baukunst und Werkform, Monatsschrift für alle Gebiete der Gestaltung, 8. Jahrgang 1955, Heft 12, S. 750–753.
  • Albert Pauly: Die Viersener Festhalle. In: Viersen. Beiträge zu einer Stadt. Band 6. Viersen 1984, S. 4–13.
  • Gustav René Hocke: Europa am Niederrhein. In: Heimatbuch des Kreises Viersen. Band 39. Viersen 1988, S. 21–35.
  • Arie Nabrings: Die Festhalle 1913–1988. (= Viersen, Beiträge zu einer Stadt, Band 14.) Viersen 1988.
  • Hans Herbert Jöris: Musik und Theater in Viersen 1848 bis 1945. Redaktionelle Bearbeitung Jutta Pitzen. Hrsg. Verein für Heimatpflege Viersen, Arbeitskreis für Stadtgeschichtliche Publikationen. Eckers, Viersen 2006, ISBN 3-9808779-3-0 (Viersen, Beiträge zu einer Stadt. 30).
  • Gert Holtmeyer: Viersen schrieb Kulturgeschichte: Europäische Musik- und Theaterprominenz nach 1945 in der Festhalle. Verein für Heimatpflege 2011, ISBN 978-3981346329.
Commons: Festhalle Viersen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hans Herbert Jöris (Red.), Jutta Pitzen (Bearb.): Musik und Theater in Viersen von 1848 bis 1945. (= Viersen, Beiträge zu einer Stadt, Band 30.) Viersen 2006, ISBN 3-9808779-3-0.
  2. Klaus Pillen: 100-jährige Bestehen der Viersener Festhalle. In: wz-newsline.de. 12. Juni 2013, abgerufen am 28. August 2013.
  3. a b viersen.de
  4. Informationen zur Orgel auf der Website der Erbauerfirma; abgerufen am 18. September 2022.
  5. Vgl. die Information auf der Website der Stadt Viersen; abgerufen am 18. September 2022.
  6. Simon Hopf: Wie Viersen zum Treffpunkt der europäischen Musik- und Theaterprominenz wurde. In: Rheinische ART, 12/2011
  7. am 3. Mai 2009
  8. Georg Holtmeyer: Viersen schrieb Kulturgeschichte. Band 37 der Schriftenreihe des Vereins für Heimatpflege Viersen, ISBN 978-3-9813463-2-9

Koordinaten: 51° 15′ 10,8″ N, 6° 23′ 28,7″ O