Mark Nabburg

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Die Marken Cham und Nabburg um 1055
Die Marken Cham und Nabburg um 1055
Zeitleiste Nabburg
Archäologische Funde
12000–4000 v. Chr. Funde von Klingen, Pfeilspitzen und Silices
4000–1800 v. Chr. verschiedene Steinbeile
1800–1200 v. Chr. Bronzeschwert
1200–800 v. Chr. Urnen und verzierte Kleingefäße
Vorgermanische Besiedelung
Mitte 1. Jh. Kelten
8. Jh. Slawen
Mark Nabburg
929 Ersterwähnung der Burg Nabburg
1004 markgräfliche Münze aus Nabburger Münzstätte
1040 Ersterwähnung der Mark Nabburg
Amt Nabburg
1285 Urbarsamt Nabburg
1300 Vitztumamt Nabburg
1315–1803 Pflegamt Nabburg
1329–1628 Stadt und Amt Nabburg
1411 Auflösung des Vitztumamtes Nabburg und Eingliederung in das Vitztumamt Amberg
1419 Pfarrei Nabburg
1433 Pfarrkirche St. Johann, Nabburg
1560–1660 Reformationswirren in Nabburg
1560 Superintendentur Nabburg (protestantisch)
1660 Nabburg ist wieder ausnahmslos katholisch
1782 Dekanat Nabburg (katholisch)
Landgericht und Landkreis Nabburg
1803–1862 Landgericht Nabburg
1862–1939 Bezirksamt Nabburg
1862–1939 Bezirk Nabburg
1939 Landratsamt Nabburg
1939–1972 Landkreis Nabburg
1972 Der Landkreis Nabburg wird aufgelöst und auf die Landkreise Schwandorf und Amberg-Sulzbach aufgeteilt

Die Mark Nabburg war eine Mark des Römisch-Deutschen Reichs an der Grenze zu Böhmen nördlich der Mark Cham und östlich der Naab. Sie wurde im Jahr 1040 erstmals urkundlich erwähnt.

Geographische Lage

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Die Mark Nabburg reichte vom Naabtal (einschließlich Haide- und Fichtelnaab) im Westen bis zur Kammlinie des Oberpfälzer Waldes im Osten und bis zur Nord-Ost-Grenze des Landkreises Cham im Süden. Das Gebiet des heutigen Landkreises Cham entspricht ungefähr der Mark Cham, die sich im Süden an die Mark Nabburg anschloss. Die Grenze zwischen Mark Nabburg und Mark Cham ist nicht eindeutig geklärt. Es könnte sein, dass Rötz und Tiefenbach als Grenzpfarreien des Dekanats Altendorf der Mark Nabburg zugerechnet werden müssen und dass die Grenze zur Mark Cham weiter südlich im Schwarzachtal verlief.[1] Annähernd deckungsgleich mit dem Gebiet der Mark Nabburg war das Gebiet des Dekanats Altendorf um 1326, ebenso wie das Gebiet des Dekanats Cham mit dem Gebiet der Mark Cham. Kirchliche und politische Kolonisations-, Verteidigungs- und Verwaltungsinteressen ergänzten einander.[2][3][4][5][6]

Im Norden reichte die Mark Nabburg bis an die Quellen der Haide- und Fichtelnaab und umfasste das zwischen diesen beiden Flüssen gelegene Gebiet.[7] Von den Quellen der Haide- und Fichtelnaab verlief die Grenze vorbei am Kösseine zum Quellgebiet des Schwurbaches (Surbaha) zwischen Kössäin und Schurbach. (Der Schwurbach gehört zu den Quellflüssen des Höllbaches, der bei Riglasreuth in die Fichtelnaab mündet. In der historischen Karte von 1864 ist noch die Bezeichnung Schwurbach zu sehen.[8]) Von dort verlief die Nordgrenze der Mark Nabburg nach Oberredwitz und weiter auf der Straße nach Eger.[9] Fichtelberg, Ebnath und Pullenreuth wurden 1061 als zum Gebiet der Mark Nabburg gehörig erwähnt.[9]

Im Nordosten schloss sich die Region Eger („Regio Egire“) an, die ab 1135 als eigenständiges Gebiet genannt wurde.[10]

Die Gründung der Burg von Nabburg geht auf das 8. Jahrhundert zurück. Sie diente der Sicherung der Siedlungsgrenze, die nach Norden und Osten vorgeschoben wurde. Sie war sowohl militärischer Stützpunkt als auch regionaler Verwaltungsposten. Außerdem lag sie am Flussübergang über die Naab und am Kreuzungspunkt zweier bedeutender Fernhandelsstraßen der Magdeburger Straße in Nord-Süd-Richtung und einer Verbindungsstraße zwischen Nürnberg und Böhmen in Ost-West-Richtung.[11]

929 wurde Nabburg erstmals urkundlich erwähnt. Die Naabveste gehörte zu dieser Zeit dem Grafschaftsverband des königlichen Begleiters, Herzog Arnulfs von Bayern, an. Arnulf war gleichzeitig Graf im westlichen Donaugau und im Nordgau. Nach dem Tod Arnulfs wurden die nordgauischen Grafschaften an Graf Berthold von Schweinfurt vergeben.[11]

Heinrich I. (947–955), Herzog von Bayern, gründete in Nabburg eine bayerische Münzstätte, die bis zur Herrschaft Heinrichs IV. (995–1004) erhalten blieb. Aus dem Jahr 1003 oder 1004 ist aus dieser Münzstätte eine markgräfliche Münze nachweisbar.[11]

Mitte des 11. Jahrhunderts organisierte Kaiser Heinrich III. das Grenzland. Im Rahmen dieses Prozesses gründete er die beiden Marken Cham und Nabburg. Diese Marken dienten als königliche Verwaltungsbezirke, hatten aber auch wehrpolitischen Charakter. Im Falle von Nabburg stand jedoch die defensive Grenzverteidigung im Vordergrund. Urkundlich erstmals erwähnt wurde die Mark Nabburg in den Jahren 1040 und 1061. Sie lehnte sich in ihrem Umfang an die Grenzen des 1326 beschriebenen Dekanats Altendorf an.[12][13][5]

Zunächst war die Mark Nabburg nicht als eigenständige Grafschaft konzipiert, sondern unterstand dem Grafen Otto von Schweinfurt und danach Heinrich von Hildrizhausen. Erst als Ende der siebziger Jahre des 11. Jahrhunderts unter Kaiser Heinrich IV. die Herrschaft an die Diepoldinger überging, erlangte die Mark Nabburg Selbständigkeit. Als erster Markgraf tauchte Diepold II. von Vohburg in einer Urkunde von 1077 auf. Dessen Bruder Rapoto III. war Markgraf der Mark Cham. Diepold II. fiel im Jahre 1078 in der Schlacht bei Mellrichstadt. Ihm folgte sein Sohn Diepold III. von Vohburg als Markgraf von Nabburg und seit dem Tod Rapotos V. von Bayern 1099 auch Markgraf von Cham.[12]

Die Mark Cham hatte eine große militärische Bedeutung für die Grenzsicherung. Im Gegensatz dazu diente die Mark Nabburg mehr als Nachschubbasis und als Ausgangspunkt der Siedlungsbewegung entlang der Naab nach Norden. Diese fand ihren Höhepunkt in der Erschließung des Egerlandes und der Schaffung der regio egere.[5]

Das Egerland gehörte im 11. Jahrhundert zunächst zur Mark Nabburg, wurde aber bereits 1135 als eigener Verwaltungsbezirk regio egere urkundlich erwähnt.[12]

Bei der Heirat von Adela von Vohburg, Schwester des Markgrafen Berthold, mit Herzog Friedrich III. von Schwaben, später Kaiser Friedrich I. Barbarossa, im Jahr 1149 wurde das Egerland von der Mark Nabburg getrennt und fiel als Mitgift an den Staufer Friedrich, wo es auch nach der Scheidung Adelas von Friedrich im Jahr 1153 verblieb.[14]

Die Marken Nabburg und Cham blieben bis zum letzten Drittel des 13. Jahrhunderts bestehen. Dann erwarben die Wittelsbacher nach und nach das Gebiet und fassten es in neue Gebietseinheiten zusammen. Dies führte zu einer Dezentralisierung der ehemaligen Marken. Umfang, Aufgabe und Struktur der Marken Cham und Nabburg wurden durch die wittelsbachischen Landesteilungen in den späteren Jahrhunderten verwischt.[5]

Nachfolgende Verwaltungseinheiten der Mark Nabburg waren das Pflegamt Nabburg (1315–1803),[15] das Landgericht Nabburg (1803–1862),[16] das Bezirksamt Nabburg (1862–1939) und der Landkreis Nabburg (1939–1972).[17][18] 1972 wurde der Landkreis Nabburg in den Landkreis Schwandorf eingegliedert.[19]

Einzelnachweise

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  1. Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 12, 13
  2. Mark Nabburg bei Bayernatlas. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  3. Mark Nabburg bei bavarikon.de. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  4. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 52. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 23.
  5. a b c d Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 52. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 27–37.
  6. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 52. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 88.
  7. Bavaria : Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern, München, 1862, S. 404 Mark Nabburg, Ausdehnung, Ersterwähnung, S. 404 bei bavarikon.de. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  8. Schwurbach bei Bayernatlas. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  9. a b Bavaria : Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern, München, 1862, S. 405 Mark Nabburg, Ausdehnung, Ersterwähnung, S. 405 bei bavarikon.de. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  10. Heribert Sturm: Districtus Egranus, eine ursprünglich Bayerische Region. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 2). Nr. 2. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1981, ISBN 3-7696-9930-0, S. 16–19.
  11. a b c Elisabeth Müller-Luckner: Nabburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 50. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 21–24.
  12. a b c Elisabeth Müller-Luckner: Nabburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 50. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 27–32.
  13. Wilhelm Nutzinger: Neunburg vorm Wald. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 52. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 25.
  14. Johann Georg Hubmann: Chronik der Oberpfalz Band II, Chronik der Stadt Bärnau, Verlag Fedor Pohl, Amberg, 1865, S. 13 Chronik bei bavarikon.de. Abgerufen am 29. Dezember 2022.
  15. Elisabeth Müller-Luckner: Nabburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 50. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 67.
  16. Elisabeth Müller-Luckner: Nabburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 50. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 374.
  17. Elisabeth Müller-Luckner: Nabburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern (= 1). Nr. 50. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 434.
  18. Bezirk Nabburg bei d-nb.info. Abgerufen am 26. Dezember 2022.
  19. Landkreis Nabburg bei d-nb.info. Abgerufen am 26. Dezember 2022.