Saturninus von Toulouse

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Martyrium des Saturninus, Jacobus de Voragine, 14. Jahrhundert
Darstellung des Saturninus auf seinem Reliquiar in der Kirche Saint-Sernin in Toulouse

Saturninus (französisch Saturnin, Cernin, Sadorni, Sarny, Savournin, Sernin, Sorlin)[1] war der erste Bischof von Toulouse, sein Patrozinium ist der 29. November (evangelischer und römisch-katholischer Gedenktag).

Saturninus war einer der sieben zu Bischöfen geweihten Männer, die nach Gregor von Tours (538–594), zur Zeit des Kaisers Decius, also in den Jahren 249–251, zur Mission nach Gallien gesandt wurden, wobei er sich auf eine aus dem 5. Jahrhundert stammende Passio des Saturninus bezieht[2], die im Machtbereich der Westgoten stark verbreitet war.[3] Die anderen Missionare waren: Gatianus von Tours, Trophimus von Arles, Paulus von Narbonne, Dionysius von Paris, Stremonius von Auvergne und Martial von Limoges[4], die jeweils als erste Bischöfe ihrer Diözese gelten.

Zu Saturninus berichtet Gregor darüber hinaus, dass er im Jahr 250 bereits in Toulouse predigte.[5]

Neben Dionysius war Saturninus der einzige der sieben Missionare, der den Märtyrertod erlitt: nachdem er verhaftet worden war, brachte man ihn zum Capitol (das heutige noch so genannte Rathaus von Toulouse), wo er an den Schwanz eines wütenden Stiers gebunden und vom Capitol herab zu Tode geschleift wurde.[6]

Saturninus wurde in einer Nekropole außerhalb der Stadt beerdigt, sein Nachfolger Hilarius (358–360) ließ über der Stelle ein hölzernes Oratorium errichten, das später durch die Kirche St-Saturnin-du-Taur, heute Notre-Dame du Taur, ersetzt wurde. Die Reliquien wurden bereits um 400 in die Basilika St-Sernin de Toulouse überführt, die Hilarius′ Nachfolger Silvius (360–400) und Exuperius (405–411) errichten ließen. 1665 wurden Reliquien des Märtyrers in die Klosterkirche des Prämonstratenserstiftes Weißenau bei Ravensburg übertragen.[7] So wurde Saturninus zum Patron des Ortes Weißenau.[8]

Im Jahr 2017 nahm die Russisch-Orthodoxe Kirche Saturninus in ihren Heiligenkalender auf.[9]

Orte, die nach Saturninus benannt sind

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  • Passio (Anfang des 5. Jahrhunderts), BHL 7495–7496
  • Vitae Caesarii episcopi Arelatensis libri duo. In: Bruno Krusch (Hrsg.): Scriptores rerum Merovingicarum 3: Passiones vitaeque sanctorum aevi Merovingici et antiquiorum aliquot (I). Hannover 1896, S. 433–501 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  • Gregor von Tours, I, 30. In: Bruno Krusch, Wilhelm Levison (Hrsg.): Scriptores rerum Merovingicarum 1,1: Gregorii Turonensis Opera. Teil 1: Libri historiarum X. Hannover 1951 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  • Interpolierte Passio (2. Hälfte des 9. Jahrhunderts), nicht ediert
  • Gesta (um 900) (BHL 7507–7507c)
  • Passio (912/926) (BHL 7503–7504)
Commons: Saturninus von Toulouse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Anne-Vérnoique Gilles-Raynal: Le dossier hagiographique de saint Saturnin de Toulouse (= Sources Hagiographiques de la Gaule, Bd. XII). In: Monique Goullet, Martin Heinzelmann: Miracles, vies et réécritures dans l’Occident médiéval (= Beihefte der Francia, Bd. 65). Thorbecke, Ostfildern 2006, S. 344 (online).
  2. Gregor von Tours, Decem libri historiarum, I, 30: „Sub Decio vero imperatoris…“ und im übernächsten Satz: „Huius tempore septem viri episcopi ordenati ad praedicandum in Galliis missi sunt, sicut historia passiones sancti martyres Saturnini denarrat.“
  3. BHL 7495–7496
  4. Gregor von Tours, I,30: „Hic ergo missi sunt : Turonicis Catianus episcopus, Arelatensibus Trophimus episcopus, Narbonae Paulos episcopus, Tolosae Saturninus episcopus, Parisiacis Dionisius episcopus, Arvernis Stremonius episcopus, Lemovicinis Martialis est distinatus episcopus.“
  5. „Sub Decio et Grato consolibus [d.h. im Jahr 250], sicut fideli redordationem retenitur, primum ac summum Tholosana civitas sanctum Saturninum habere coeperat sacerdotem.“
  6. Gregor von Tours, I, 30: „Cumque conpraehensus ad Capitulium duceretur,… Hic vero tauri furentes vestigiis allegatus ac de Capitulio praecipitatus, vitam finivit.“
  7. Helmut Binder (Hrsg.): 850 Jahre Prämonstratenserabtei Weissenau, 1145–1995. Thorbecke, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0414-1, S. 19.
  8. Franz von Sales Doyé: Heilige und Selige der römisch-katholischen Kirche, deren Erkennungszeichen, Patronate und lebensgeschichtliche Bemerkungen, Bd. 2: Martyres – Zwölf Brüder. Vier Quellen Verlag, Leipzig 1929, S. 290.
  9. Westliche Heilige für die russische Orthodoxie. In: Christ in der Gegenwart, Jg. 69 (2017), S. 170.