Vicianin

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Strukturformel
Strukturformel von Vicianin
Allgemeines
Name Vicianin
Andere Namen

(2R)-{[6-O-(α-L-Arabinopyranosyl)-β-D-glucopyranosyl]oxy}(phenyl)acetonitril

Summenformel C19H25NO10
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 155-57-7
PubChem 656493
ChemSpider 570879
Wikidata Q6609212
Eigenschaften
Molare Masse 427,4 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vicianin ist ein cyanogenes Glycosid. Das Aglycon ist das Mandelonitril, die Zuckerkomponente setzt sich aus Arabinose und Glucose zusammen.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zuerst nachgewiesen wurde Vicianin in den Samen der Schmalblättrigen Wicke (Vicia angustifolia).[2] In der Pflanze kommt außerdem eine Hydrolase vor, die selektiv das Aglycon aus Vicianin abspalten kann.[3] Vicianin kommt aber auch in der Gattung Davallia (Familie Davalliaceae) vor,[2] beispielsweise in Davallia trichomanoides.[4][5]

Synthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Synthese des peracetylierten Derivats von Vicianin wurde beschrieben. Diese geht von Ethylmandelat aus. Dieses wird zunächst in das Glucosid des Mandelamids umgewandelt.[6] Hierzu wird es mit Tetraacetylglucopyranosylbromid und Silberoxid umgesetzt. Anschließend wird der Ester durch Umsetzung mit Ammoniak ins Amid überführt. Es entsteht ein Diastereomerengemisch, das unerwünschte Isomer (L-Form) kann jedoch mit Pyridin kristallisiert und so entfernt werden.[7] Anschließend wird die primäre Hydroxygruppe mit Tritylchlorid trityliert, sodass das Intermediat durch mehrfaches Auflösen und Ausfällen gereinigt werden kann. Durch Umsetzung mit Bromwasserstoff in Eisessig kann die Tritylgruppe wieder entfernt werden. Umsetzung mit Silberoxid, einer katalytischen Menge Iod und Triacetylarabinosylbromid ergibt das peracetylierte Glycosid. Zur Dehydratisierung des Amids wird Phosphorylchlorid eingesetzt und das peracetylierte Vicianin erhalten.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. a b H. Kofod, R. Eyjólfsson: Cyanogenesis in species of the fern genera Cystopteris and Davalla. In: Phytochemistry. Band 8, Nr. 8, August 1969, S. 1509–1511, doi:10.1016/S0031-9422(00)85922-1.
  3. Y. O. Ahn, H. Saino, M. Mizutani, B.-i. Shimizu, K. Sakata: Vicianin Hydrolase is a Novel Cyanogenic -Glycosidase Specific to -Vicianoside (6-O- -L-Arabinopyranosyl- -D-Glucopyranoside) in Seeds of Vicia angustifolia. In: Plant and Cell Physiology. Band 48, Nr. 7, 13. Juni 2007, S. 938–947, doi:10.1093/pcp/pcm065.
  4. Gary Kuroki, Pauline A. Lizotte, Jonathan E. Poulton: Catabolism of (R)-Amygdalin and (R)-Vicianin by Partially Purified ß-Glycosidases from Prunus serotina Ehrh. and Davallia trichomanoides. In: Zeitschrift für Naturforschung C. Band 39, Nr. 3-4, 1. April 1984, S. 232–239, doi:10.1515/znc-1984-3-405.
  5. Pauline A. Lizotte, Jonathan E. Poulton: Identification of (R)-Vicianin in Davallia trichomanoides Blume. In: Zeitschrift für Naturforschung C. Band 41, Nr. 1-2, 1. Februar 1986, S. 5–8, doi:10.1515/znc-1986-1-202.
  6. a b D. N. Chaudhury, Alexander Robertson: 439. Syntheses of glycosides. Part XIV. The synthesis of gein and of the hexa-acetyl β-vicianoside of (–)-mandelonitrile believed to be the hexa-acetate of vicianin. In: Journal of the Chemical Society (Resumed). Nr. 0, 1. Januar 1949, S. 2054–2057, doi:10.1039/JR9490002054.
  7. Emil Fischer, Max Bergmann: Synthese des Mandelnitril-glucosids, Sambunigrins und ähnlicher Stoffe. In: Untersuchungen Über Kohlenhydrate und Fermente II (1908 – 1919). Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 1922, ISBN 978-3-642-98682-6, S. 68–69, doi:10.1007/978-3-642-99497-5_7.