Wikipedia:Community-Projektbudget/Grenzen

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This Text in English: The Limits of Writing Articles for Financial Gain

  • Name des Antragstellers: Dirk Ingo Franke
  • Weitere Unterstützer:
  • Nickname (wenn vorhanden): southpark
  • Wohnort: Berlin-Schöneberg
  • E-Mail-Adresse: southpark@ – at-Zeichen für E-Mailwikipedia.de
  • Name des Projekts: Die Grenzen der Bezahlung
  • Gesamtbudget (wird im Anhang genauer aufgeschlüsselt): 81.270 EUR

Kurze Beschreibung deines Projektes

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„Professionelles Schreiben“, das Editieren von Wikipedia-Artikeln durch Autoren, die Wikipedia nicht aus Idealismus, sondern zum eigenen finanziellen Vorteil bearbeiten, ist eine der großen Herausforderungen der Wikipedia.

Professionelles Schreiben bedroht die Qualität der Wikipedia-Artikel und den Ruf und moralische Integrität der Community. Professionelles Schreiben erzeugt ein Klima des Misstrauens und der Verdächtigungen.

Dennoch können professionelle Schreiber oder ihre Auftraggeber Ressourcen und Fähigkeiten besitzen, die Wikipedia voranbringen können. Dabei kann es sich beispielsweise um Fachwissen, Zugriff auf Archive oder die Fähigkeit zur verständlichen Aufbereitung komplexer Inhalte handeln.

Professionelles Schreiben lässt sich in einem offenen Projekt wie Wikipedia nicht verhindern.

Mein Projekt soll im Laufe eines Jahres Mittel und Werkzeuge schaffen, um langfristig erfolgreich mit dem Konfliktfeld professionellen Schreibens umzugehen. Es soll der Community die Hilfsmittel an die Hand geben, um möglichst effektiv mit der Bedrohung durch professionelle Schreiber umzugehen.

Nach Abschluss des Projekts

  • existieren für Wikipedianer, Freelancer, Auftraggeber, GLAMs, Wikimedia-Vereine etc. klare allgemein anerkannte Regeln, wo die Grenzen der Bezahlung liegen.
  • existieren für Wikipedianer Hilfsmittel, mit denen sie effektiv und frustrationsfrei mit missbräuchlichen Bearbeitungen umgehen können.
  • existieren für gutwillige professionelle Schreiber und Auftraggeber Regelungen und Hilfsmittel, um ihre Arbeit im Sinne der Wikipedia zu lenken.
  • existieren für Wikipedianer, Wikimedia-Vereine etc. Hilfsmittel, mit denen sie Bearbeiter, die Wikipedia ausschließlich ausnutzen wollen, von ihren Tätigkeiten abbringen können.

Die interaktive Erarbeitung begleite ich mit einer kontinuierlichen Kommunikation der Projektfortschritte. Die Ergebnisse werden langfristig nachvollziehbar dokumentiert und kommuniziert.

Welches Ziel soll mit deiner Idee erreicht werden?

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Professionelles Schreiben in der Wikipedia ist ein Fakt. Abstrakt gesprochen soll das Projekt Wege erkunden und Hilfsmittel bereitstellen, mit denen der Schaden durch professionelles Schreiben minimiert, der mögliche Nutzen für die Projekte aber maximiert werden kann.

Im Einzelnen sollen am Ende des Projekts folgende Ziele erreicht sein:

  • (1) Für den deutschsprachigen Raum existieren umfassende Kenntnisse, in welchem Rahmen professionelles Schreiben bereits ausgeübt wird. Es gibt zuverlässige Prognosen, welchen Umfang dieses in Zukunft einnehmen wird. Klar definierte Parameter ermöglichen es, die Prognosen in Zukunft mit der tatsächlichen Entwicklung abzugleichen.
  • (2) Die bestehenden formellen und informellen Regeln für den Umgang mit professionellem Schreiben in der deutschen Wikipedia sind dokumentiert.
  • (3) Für den englischsprachigen Raum besteht zumindest ein Überblick über das Ausmaß von professionellem Schreiben und eine Dokumentation der geschriebenen Regeln.
  • (4) Mindestens zwei Workshops haben stattgefunden. Vorbereitend ein Workshop, bei dem sich Wikipedianer treffen, die regelmäßig mit diesen Problemen zu tun haben. (Eingangskontrolle, Support-Team, Qualitätssicherung). Ein zweiter soll interessierte Wikipedianer mit professionellen Schreibern zusammenbringen.
  • (5) Eine Veranstaltungsreihe mit acht Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat stattgefunden, bei der es öffentliche Diskussionen zum Thema professionelles Schreiben in der Wikipedia gab.
  • (6) Es existieren nutzbare Kontakte zu Kommunikationsagenturen, Unternehmen etc., über die ein langfristiger Austausch möglich ist.
  • (7) Innerhalb der Community und des Vereins hat eine intensive, breite Meinungsfindung über den zukünftigen Umgang mit professionellem Schreiben stattgefunden.
  • (8) Der Standpunkt der deutschen Communitys zum professionellen Schreiben im internationalen Diskurs ist bekannt und hat Gehör gefunden.
  • (9) Durch die Meinungsbildung sind konkrete Textvorschläge entstanden, auf deren Basis Wikipedia-Regeln, Vereinspläne, Förderrichtlinien etc. verbessert werden können.
  • (10) Es existieren schriftliche Handreichungen für verschiedene Gruppen (Kommunikationsagenturen, GLAM-Kooperationspartner, Kommunikationsfachleute in Unternehmen), wie und in welchem Umfang sie in Wikipedia tätig sein können.
  • (11) Für Wikipedianer, die in problembehafteten Bereichen innerhalb der Wikipedia aktiv sind, existieren Hilfsmittel, die ihnen bei der alltäglichen Überwachung der betroffenen Bereiche helfen.
  • (12) Ein dauerhafter Mechanismus/eine Clearing-Stelle ist im Aufbau, die bei Konflikten zwischen professionellen Schreibern und den Communitys vermitteln kann. Das Support-Team hat geeignete Musterantworten, um Anfragen im Konfliktfeld im Sinne der erarbeiteten Regeln etc. zu beantworten.

Wie verbessert, verändert oder fördert deine Idee die Wikimedia-Projekte?

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Ausgangslage

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„Professionelles Schreiben“, das Editieren von Wikipedia-Artikeln durch Autoren, die Wikipedia nicht aus Idealismus, sondern zum eigenen finanziellen Vorteil bearbeiten, ist eine der großen Herausforderungen der Wikipedia. Professionelles Schreiben gibt es fast so lange, wie Wikipedia existiert. Seine Bedeutung wird in den folgenden Jahren zwangsläufig mindestens so sehr zunehmen, wie die Bedeutung der Wikipedia steigt.

Professionelles Schreiben bedroht die Qualität der Wikipedia-Artikel und Ruf und moralische Integrität der Community. Professionelles Schreiben erzeugt ein Klima des Misstrauens und der Verdächtigungen. Professionelles Schreiben steht stets im Verdacht, Inhalte zu manipulieren. Professionellen Schreibern kann unterstellt werden, sich nicht an Zielen und Maßgaben der Wikipedia zu orientieren und eine eigene Agenda zu verfolgen. Da nur in den seltensten Fällen sicher nachgeprüft werden kann, ob jemand im Auftrag agiert, sind Verdächtigungen und Nachstellungen in Konfliktgebieten ein Regelfall.

Dennoch können professionelle Schreiber oder ihre Auftraggeber Möglichkeiten und Fähigkeiten besitzen, die Wikipedia voranbringen können. Dabei kann es sich beispielsweise um Fachwissen, Zugriffe auf Archive oder die Fähigkeit zur verständlichen Aufbereitung komplexer Inhalte handeln.

Professionelles Schreiben lässt sich in einem offenen Projekt wie Wikipedia nicht verhindern.

Verfahren und Instrumentarien für den Umgang mit diesem Problem hat die Wikipedia-Community im Wesentlichen in den Jahren 2004/2005 entwickelt. Die Rahmenbedingungen und die Gestalt professionellen Schreibens in der Wikipedia hingegen haben sich in den letzten Jahren geradezu dramatisch entwickelt.

Derzeit existierende Varianten professionellen Schreibens

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Professionelles Schreiben in der Wikipedia kann mittlerweile in einer Vielzahl von Formen vorkommen:

Autoren, die ihren eigenen Biographie-Eintrag verfassen oder bearbeiten. Dies ist die älteste und vermutlich immer noch alltäglichste Form des professionellen Schreibens und existiert, seitdem Wikipedia Leser hat.

Autoren, die als Mitarbeiter, Pressearbeiter, Agenten, Public-Relations Manager etc. im Auftrag ihrer Arbeitgeber Artikel über das Unternehmen, einzelne Produkte oder andere unternehmensrelevante Themen bearbeiten. Ebenso können Unternehmen dafür Kommunikationsagenturen, Journalisten, Blogger etc. beauftragen.

Erfahrene und etablierte Wikipedianer, die Bekannten einen Gefallen erfüllen oder sich ein Zubrot verdienen. Seit einiger Zeit existiert ein ökonomischer Wert für die Fähigkeiten, erfolgreich in Wikipedia zu editieren. Dieser Wert steigt an. Das kann gravierende Auswirkungen auf die Community haben.

Eine Sonderstellung nehmen „Wikipedians in Residence“ ein. Diese sind einige Zeit (meistens einige Monate) bei einer kulturellen Institution und vermitteln dort Wikipedia. In den meisten dieser Arbeitsverträge ist das direkte Editieren von Wikipedia-Artikeln verboten. Allerdings sind hier die weltweiten Regelungen durchaus verschieden und die Zahl der Grauzonen beträchtlich. Nicht zuletzt entsteht trotz des Editierverbots für den Wikipedia in Residence auf Seiten der Institution die Erwartung, dass aufgrund der Tätigkeit des Wikipedians in Residence Artikel im thematischen Umfeld der Institution bearbeitet und verfasst werden. Auch wenn dies nicht direkt durch den Wikipedian in Residence erfolgt.

Dysfunktionalitäten des bisherigen Umgangs

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Der derzeitige Umgang mit diesem Problem ist in vielerlei Hinsicht dysfunktional. Er führt zu Frustrationen auf allen Seiten. Die Konflikte zwischen Eingangs- und Qualitätskontrolle der Wikipedia einerseits und Autoren-im-Auftrag gehören zu den dauernden Konfliktherden in der Wikipedia. Sie haben ihre unheilvolle Wirkung beispielsweise ebenso in der Diskussion der Löschkandidaten hinterlassen, wie im Umgang mit neuen Autoren.

Auf der Qualitätskontrolle innerhalb der Wikipedia lastet ein permanenter Druck wenigstens die schlimmsten Auswirkungen manipulativen Editierens in der Wikipedia einzudämmen. Etwa 90 Prozent der Löschdiskussionen befassen sich mit Artikeln, bei denen Bearbeitungen durch Autoren mit Interessenkonflikt nahe liegen oder möglich sind. Das führt oft zu Frustrationen und zu einem Gefühl des Allein-gelassen-Werdens.

Trotz aller Bemühungen gelangen viele der Bearbeitungen in den Artikelnamensraum und setzen so Qualität und Verlässlichkeit der Wikipedia herab. Dies verschlechtert den Wert der Wikipedia für Leser und führt bei aktiven Beitragenden zu Frustrationen.

Missbräuchliche Bearbeitungen verletzten den in Wikipedia geforderten neutralen Standpunkt. Sie verzerren die Darstellung der Realität, gewichten Themen falsch und können Lügen verbreiten. In einigen Fällen kann es sich sogar um aktive Rufschädigung eines anderen handeln. Selbst Bearbeitungen, die im Einklang mit Wikipedia-Regeln getroffen werden sollen, führen oft zu einem erheblichen Mehraufwand für die Community. Sie verletzten oft aus Unkenntnis Gestaltungs- und Formulierungsregeln und schreiben Inhalte anders nieder, als dies von der Wikipedia gefordert wird.

Wenn diese Manipulationen öffentlich werden, zweifelt dies die Integrität der Wikipedia-Community an und sorgt so für weitere Frustrationserlebnisse.

Selbst gutwillige potenzielle Auftraggeber verfangen sich leicht in den Wikipedia-Regularien und den informellen Gebräuchen. Dies gilt insbesondere auch bei GLAM-Kooperationen. Auf dem Weg zu einer langfristig erfolgreichen Zusammenarbeit lauern zahlreiche Fallstricke und bisher unerkannte Probleme, die solche Kooperationen ernsthaft bedrohen können.

Derzeit ist es einfacher, böswillig zu manipulieren, als gutwillig innerhalb der Regeln zu editieren.

Nach Abschluss des Projekts

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  • existieren für Wikipedianer, Freelancer, Auftraggeber, GLAMs, Wikimedia-Vereine etc. klare allgemein anerkannte Regeln, wo die Grenzen der Bezahlung liegen.
  • existieren für Wikipedianer Hilfsmittel, mit denen sie effektiv und frustrationsfrei mit missbräuchlichen Bearbeitungen umgehen können.
  • existieren für gutwillige professionelle Schreiber und Auftraggeber Regelungen und Hilfsmittel, um ihre Arbeit im Sinne der Wikipedia zu lenken.
  • existieren für Wikipedianer, Wikimedia-Vereine etc. Hilfsmittel existieren, mit denen sie Bearbeiter, die Wikipedia ausschließlich ausnutzen wollen, von ihren Tätigkeiten abbringen können.

Öffentliche Wahrnehmung

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Auch in der Öffentlichkeit haben die Konflikte und Probleme, die beim bezahlten Schreiben entstehen, bereits Aufmerksamkeit gefunden. Neben einzelnen investigativen Journalisten und deren Artikeln sind in den letzten drei Jahren vor allem drei Konflikte öffentlich zum Skandal geworden.

Der Skandal um WikiWatch in der deutschen Wikipedia. Hier hatte ein Institut im Auftrag von Kunden Artikel manipuliert und zugleich den Anschein unabhängiger Forschung zur Wikipedia vermittelt.

In der englischsprachigen Welt sorgte insbesondere der Fall „Bell Pottinger“ für Aufsehen. Die Werbeagentur hatte zum großen Missfallen der Wikipedianer damit geworben, Wikipedia-Artikel zu „pflegen“.

Im September 2012 schließlich ging der Fall Gibraltarpedia weltweit durch die Presse. Dieser Fall war besonders problematisch, da hier ein PR-Agenturbesitzer, langjähriger Wikipedianer und Präsidiumsmitglied von Wikimedia UK sich intensiv im unerkundeten Graubereich der Wikimedia-Regularien bewegte.

Das Projekt soll Grundlagen zu einem konstruktiveren Umgang der beteiligten Gruppen miteinander legen. Dazu soll es einen Dialog zwischen den verschiedenen Gruppen initiieren und ihre Protagonisten miteinander bekannt machen. Das Projekt soll Konzepte liefern, wie innerhalb der Wikipedia konstruktiv und reibungslos mit dem Grundkonflikt zwischen Qualitätskontrolle und Autoren im Auftrag miteinander umgegangen werden.

Das Projekt entspricht den Förderrichtlinien des Community-Projektbudgets:

  • Es fördert die Entstehung freien Wissens insbesondere in der Wikipedia, da es einen der Hauptkonfliktpunkte innerhalb der Wikipedia bereinigt und aus dem Wege räumt. (Förderrichtlinien, inhaltlicher Punkt 1)
  • Es soll klären, wie sich diese Grundregeln in Zeiten wechselnder Anforderungen durchsetzen lassen. (Förderrichtlinien, inhaltlicher Punkt 2)
  • Auch wenn es natürlich nicht das vordringliche Ziel sein kann, professionelle Schreiber gezielt für Wikipedia anzuwerben, so berührt das Projekt auch Ziel 4 („Bevorzugte Berücksichtigung finden Projekte, die dazu geeignet sind, die Mitarbeit für unterrepräsentierte Nutzer- und Autorengruppen attraktiv zu gestalten.”) Die Zusammensetzung der Gruppe der professionellen Schreiber ist weit diverser als die Wikipedia-Community.
  • Weder gibt es existierende direkte Initiativen des Vereins noch wird es diese in absehbarer Zukunft geben (Förderrichtlinien, Punkt 3 und 5). Das Thema ist politisch aufgeladen und moralisch umstritten. Eine gewisse organisatorische Unabhängigkeit des Projekts von der institutionellen Wikimedia-Welt ist dabei unumgänglich.

Das Projekt entspricht den von der Mitgliederversammlung von Wikimedia Deutschland beschlossenen Zielen:

Grundlage der langfristigen Aktivitäten von Wikimedia Deutschland sind immer noch die im Kompass2020 festgeschriebenen Visionen und Ziele.

Von den Visionen des Vereins, wie sie im Kompass2020 festgeschrieben sind, unterstützt das Projekt Vision 9: „Die Community findet, nutzt und schätzt Rückhalt und Unterstützung im Verein“, indem mit Hilfe des CPBs eines der langfristig explosivsten Probleme der Wikimedia-Projekte angegangen wird, das direkte Auswirkungen auf die Community hat. Es liegt zudem im Spannungsfeld der beiden Visionen 7 („Wikimedia-Inhalte sind hochwertig, fundiert und unübertroffen.“) und 10 („Die Community steht jedem offen, der daran teilhaben kann und möchte.“). – Schließlich soll das Projekt genau die Frage klären, wie unter den heutigen und zukünftigen Rahmenbedingungen größtmögliche Offenheit in der Community herrschen kann, ohne die Qualität der Inhalte zu beeinträchtigen.

Wie lässt sich messen, ob dieses Ziel erreicht wird?

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Wikipedia als offene reichweitenstarke Website wird immer ein Problem mit professionellem Schreiben haben. Mein Projekt kann dieses Problem nicht beseitigen, aber deutlich zu einer Befriedung des Umgangs beitragen, den Nutzen für Wikipedia und Wikimedia durch professionelles Schreiben vergrößern und die Schäden minimieren.

Ob das Projekt langfristig dazu beitragen wird, zu einem konstruktiveren Umgang mit professionellem Schreiben zu führen, wird sich auch nur langfristig messen lassen. Die weiter oben festgeschriebenen Ziele sind jedoch fast alle anhand einer einfachen Ja/Nein-Matrix zu beurteilen.

Es lässt sich anhand einer Ja/Nein-Frage überprüfen, ob die Ziele (1), (2), (3), (4), (5), (6), (9), (10), (11) und (12) erreicht worden sind. Schwieriger gestaltet es sich bei den Zielen (7) und (8).

Es lässt sich feststellen, ob innerhalb von Wikipedia eine Meinungsbildung zum Thema professionellen Schreibens stattgefunden hat. Schwieriger messbar ist die Frage, ob diese Meinungsfindung innerhalb der Wikipedia „intensiv und breit“ war. Hier hoffe ich auf eine Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Evaluation von Wikimedia Deutschland, da der Verein auch vor solchen Messproblemen steht.

Ähnliches gilt für die Anforderung, dass der Standpunkt der deutschen Communitys auf internationalem Level gehört wurde. Hier lässt sich nur messen, ob ein Standpunkt wiederholt geäußert wurde und in den Diskussionen präsent war. Hier hoffe ich auf eine Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Internationales von Wikimedia Deutschland, da diese sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, Kommunikationswege zwischen der deutschen Community und der internationalen Bewegung zu kanalisieren.

Trotzdem halte ich die beiden schwer messbaren Ziele in der Formulierung für essenziell. Sprechen, um gehört zu werden, ist etwas anderes als Sprechen, um präsent zu sein. Langfristig erfolgversprechend ist nur das Erstere.

Was ist die Zielgruppe deiner Idee in der Wikimedia-Welt?

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Das Projekt soll verschiedene Gruppen miteinander in Dialog treten lassen, die sich bisher schon unter ungünstigen Umständen in der Wikipedia begegnen:

Freiwillige, die sich in und für Wikipedia und Wikimedia-Projekte engagieren. Dazu gehören deutschsprachige Wikipedianer, die in der Eingangskontrolle und Qualitätssicherung sind und deutschsprachige Freiwillige, die ehrenamtlich im Support-Team der Wikipedia mitarbeiten. Ebenfalls zu dieser Gruppe gehören Menschen, die ehrenamtlich in diversen GLAM-Kooperationen aktiv sind oder dort aktiv werden möchten. Und nicht zuletzt, die Ehrenamtlichen, die auf internationaler Ebene aktiv sind und dort versuchen, eine internationale Abstimmung über das Thema zu finden.

Bezahlte Akteure, mit denen eine Kooperation von der Community grundsätzlich befürwortet wird. Dazu gehören natürlich die hauptamtlichen Mitarbeiter der verschiedenen Vereine im Wikipedia- und Wikimedia-Umfeld. Ebenso gehören dazu die Mitarbeiter von GLAM-Kooperationspartnern oder von gewünschten GLAM-Kooperationspartnern.

Bezahlte Akteure, mit denen eine Kooperation von der Community tendenziell nicht gewünscht, aber unvermeidlich ist. Dazu gehören vor allem Kommunikationsagenturen, Auftraggeber, bezahlte Schreiber etc.

Da für das Gelingen des Projekts eine gewisse öffentliche Wahrnehmung über den Kreis der Wikipedianer heraus notwendig ist, gehört auch die Gruppe der Journalisten, Blogger etc. zur Zielgruppe, die sich mit Onlinethemen und Manipulation der Wikipedia beschäftigen.

Wie erreichst du diese Zielgruppe?

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Die Gruppen, die sich gewöhnlich innerhalb des Wikimedia-Universums bewegen, sind vergleichsweise einfach zu erreichen. Diese sind mir bekannt bzw. schnell recherchierbar und durch persönliche Ansprache zu erreichen. Zu einem Großteil dieser Akteure bestehen bereits exzellente persönliche Kontakte. Hier kommt es vor allem darauf an, die Betroffenen wirklich zu einer aktiven Teilnahme am Projekt zu motivieren.

Schwieriger gestaltet sich die Kontaktaufnahme mit professionellen Schreibern und ihren Auftraggebern. Diese treten durchaus aktiv und bewusst an Wikipedia heran. Allerdings entspricht deren Herangehensweise nicht unbedingt der von Wikipedia gewünschten Art und Weise. Sie lässt oft nur wenig Raum für Zwei-Wege-Kommunikation. Professionelles Schreiben ist sowohl innerhalb der Wikipedia als auch in der Öffentlichkeit ungern gesehen, und der Anreiz, sich zu verbergen und die eigenen Handlungen zu verschleiern, dementsprechend hoch.

Diese Gruppe lässt sich zum einen durch Öffentlichkeitsarbeit und eventuell Presseartikel erreichen. Zum anderen ist es durchaus möglich, auch diese Zielgruppe innerhalb der Wikipedia zu erreichen: Auch wenn die Mehrzahl der professionellen Bearbeiter unentdeckt bleiben will, treten immer noch genug dieser Personen öffentlich auf. Diese sind natürlich ansprechbar.

Viele der einschlägigen Artikel weisen Bearbeitungsmuster auf, die deutlich auf Bearbeitungen im Auftrag hinauslaufen. Durch bereits bestehende persönliche Kontakte sind bereits weitere bezahlte Editoren bekannt. Wünschenswert wäre hier die Vermittlung durch das Support-Team, das ebenfalls regelmäßig Anfragen von Autoren bekommt, die im Auftrag anderer arbeiten.

In einschlägigen Internetforen und Börsen finden sich immer wieder Angebote für Schreiber beziehungsweise von Schreibern. Auch wenn die Chancen einer Rückmeldung gering sind, sind die Anbieter natürlich kontaktierbar.

Auch kreativere Formen des Auffindens und der Kontaktaufnahme wären möglich. So ist es zum Beispiel denkbar, sich mit Hilfe eines befreundeten Unternehmens bei einschlägigen Agenturen einen Pitch für Imagepflege in der Wikipedia geben zu lassen.

Denkbar wäre auch die Entwicklung eines Kommunikationswegs, der es professionellen Schreibern erlaubt, anonym zu bleiben.

Beschreibe, welche Tools, Technologien oder Hilfsmittel du für die Umsetzung benötigst.

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Vor allem braucht das Projekt Zeit und Präsenz. Es braucht die Zeit, um sich einen Namen zu machen und Kontakte zu etablieren. Es braucht Zeit, um Vertrauen zu gewinnen und seit langem bestehende Blockaden aufzubrechen. Es braucht Präsenz, um einen Ansprechpartner in- und außerhalb der Community zu haben. Innerhalb der Community bedeutet dies vor allem einen Ansprechpartner am Abend und am Wochenende, außerhalb der Community bedeutet es Erreichbarkeit zu Bürozeiten. Präsenz muss dabei extensiv online gegeben sein, da sich fast alle entscheidenden Entwicklungen im Wikipedia- und Wikimedia-Universum online abspielen. Ebenso bedarf es aber auch einer persönlichen Präsenz. Vertrauensbildende Maßnahmen in sensiblen Themen funktionieren in fast allen Bereichen am besten im persönlichen Kontakt.

Neben Zeit und Präsenz bedarf es Züge und Flugzeuge. Das Thema ist ein ebenso komplexes wie sensibles. Erfahrungsgemäß ist es hier ganz besonders wichtig, persönlich miteinander zu reden. Das setzt eine rege Reisetätigkeit voraus.

Das Projekt bedarf eines externen Arbeitsplatz: Das Thema professionelles Schreiben ist innerhalb der Wikimedia-Welt politisch sensibel. Eine Ansiedlung direkt in der Wikimedia-Geschäftsstelle wäre zwar möglich, könnte aber Zweifel an der organisatorischen Unabhängigkeit des Projekts gegenüber Wikimedia Deutschland nähren. Die Lage würde sich ändern, wenn das im Wirtschaftsplan für 2013 vorgesehene Haus des freien Wissens umgesetzt wird. Dort ist vermutlich einfacher eine Anwesenheit im selben Gebäude zu verwirklichen. Ein Grundbedarf an Raum und Infrastruktur ist in jedem Fall vorhanden.

Gängige Materialien für Broschüren und Workshops.

Wird deine Idee bereits aus anderen Töpfen gefördert? Wenn ja, aus welchen und in welcher Höhe?

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Nein.

Wird deine Idee weiterleben, nachdem die Förderphase beendet ist?

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Ja. Das Projekt soll die Grundlagen legen für ein langfristig gedeihliches Miteinander zwischen professionellen Autoren und Projektfreiwilligen. Potenziell wird die Idee und ihre Umsetzung weiterleben, solange offene Communitys im Internet existieren.

Eine ausführliche Öffentlichkeitsarbeit während des Projekts und das Nachleben in Vorträgen und Konferenzen werden vermutlich dazu beitragen, auch andere Communitys oder Wikipedia-/Wikimedia-Organisationen anderer Länder dazu inspirieren, sich diesem Thema zu stellen.

Das Projekt soll die Grundlagen zu einer langfristig arbeitenden Clearingstelle legen, die sich genau dieses Themenkomplexes annehmen wird. Die im Projekt erarbeiteten Texte und Dokumentationen werden noch viele Jahre genutzt werden.

Wie nachhaltig ist dein Projekt?

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Das Projekt ist ausschließlich in die Zukunft gedacht. Es geht eine der zentralen Zukunftsfragen der Wikipedia und anderer offener Internetplattformen an. Es schafft die Grundlagen, auch zukünftig unter sich ändernden Rahmenbedingungen agieren zu können. Aufgabe des ganzen Projektes ist es, Mittel und Wege zu erfinden, um die Zukunft gestalten zu können.

Lässt sich deine Idee auch von anderen Zielgruppen, Orten, Projekten nutzen? Wenn ja, wie und von wem?

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Die Projektergebnisse lassen sich prinzipiell von jeder offenen Community nutzen, die groß genug ist, um professionelle Bearbeiter anzuziehen. Die Lösungsansätze, die hier entwickelt werden, können sicher ebenso bei anderen offenen Projekten freien Wissens angewendet werden, die auch in die Lage kommen, für kommerzielle Anbieter wichtig zu werden.

Das angegangene Problem betrifft prinzipiell alle Wikimedia-Projekte, die eine sehr große Leserschaft haben. Dies ist zurzeit vor allem Wikipedia selbst. Sollte aber zum Beispiel der im Entstehen begriffene Wiki-Reiseführer erfolgreich werden, wird sich die Problemfrage dort eher noch explosiver stellen.

Die Projektergebnisse, die direkt auf Wikimedia zielen, können natürlich von allen Wikimedia-Projekten genutzt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Meinungsbildung über Förderrichtlinien oder die angedachte Clearingstelle. Anderes, wie die Dokumentation über Regeln und die tatsächliche Entwicklung, können zumindest beispielhaft genutzt werden.

Hast du Erfahrungen in ähnlichen Projekten? Wenn ja, welche?

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Ich bin seit Januar 2004 in der deutschen Wikipedia aktiv und seit Februar 2004 Administrator. Einen signifikanten Teil der in diesem Projekt zur Diskussion stehenden geschriebenen und ungeschriebenen Regeln habe ich in den Anfangsjahren der Wikipedia mitgestaltet. Ich bin regelmäßig in der Qualitätssicherung der Wikipedia aktiv und seit einigen Jahren auch unermüdlich damit beschäftigt, Außenstehenden die Wikipedia zu erklären. Für Aktivitäten innerhalb der Wikipedia habe ich nie Geld erhalten.

Forschung, Analyse und Aufbereitung der Ergebnisse sowohl innerhalb des Wikip/media-Universums als auch außerhalb ist meine zweite Natur. Das Ansprechen, Motivieren und Vermitteln verschiedenster Gruppen mit unterschiedlichen Einstellungen und anspruchsvollen Mitgliedern betreibe ich seit 15 Jahren on- und offline. Zu den entsprechenden Berufserfahrungen gehört ebenso die Organisation eines Kleinunternehmens wie die Bewegung auf dem politisch sensiblen Parketts des Europaparlaments.

Ich hoffe, dass ich mir während dieser Zeit eine für dieses Projekt unerlässliche Voraussetzung erarbeitet habe: großes Vertrauen in meine persönliche Integrität.

Erwartest du Unterstützung (über die beantragten Mittel hinaus) von Wikimedia Deutschland während der Umsetzung deiner Idee? Wenn ja, in welcher Form?

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Von Wikimedia erwarte ich:

  • Hilfreich wäre gelegentlicher Zugriff auf einzelne Kommunikationskanäle von Wikimedia Deutschland wie Blog oder Wikimedium.
  • Zu den Zielen des Projekts gehört ein Dialog mit allen betroffenen Gruppen. Durch beispielsweise die GLAM-Kooperationen oder die breite Sichtbarkeit für öffentliche Kontakte gehört auch Wikimedia Deutschland selbst zu den Betroffenen. Es wäre gut für das Projekt, wenn WMDE an diesem Dialog teilnähme.
  • Bei Wikimedia Deutschland arbeiten zahlreiche Fachleute für beispielsweise Veranstaltungsmanagement, Evaluation, Kommunikation, internationale Beziehungen etc. Diese sollen mir keine Arbeiten abnehmen. Aber es wäre meines Erachtens fahrlässig, ihr Wissen komplett zu ignorieren und nicht Rückfragen an sie zu richten.
  • Im Falle von Büromaterialien, Software, Webspace etc. kann es sinnvoll sein, dies mit WMDE zusammen zu organisieren. Der entsprechende Kostenfaktor im Budget wäre dann zur internen Abrechnung von WMDE zu benutzen.
  • Je nachdem, wie komplex und detailliert die Abrechnung der einzelnen Kosten ist, kann hier weiterer Verwaltungsaufwand auf Wikimedia Deutschland zukommen.

Wie hast du von diesem Community-Projektbudget erfahren?

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Meine Rolle in der Wikimedia-Welt ist eine komplexe. Unter anderem habe ich, glaube ich, eine wichtige Inspiration für das CPB geliefert und das CPB auf einer Mitgliedsversammlung beschlossen. 

Anhang: Budget

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  • Personalkosten: 35.400 Euro
  • Bürokosten: 6.000 Euro
  • Reisekosten: 9.100 Euro
  • Kosten für die Durchführung von zwei Workshops: 27.000 Euro
  • Kosten für die Durchführung acht kleinerer Veranstaltungen: 4.000 Euro
  • Sonstige Kosten: 6.000 Euro
  • 5 % Reserve für unvorhergesehene Mehraufwendungen: 3.870 Euro

Personalkosten

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  • Personalkosten gesamt: 35.400 Euro
  • Personalkosten Projektleiter: 12 × 2.700 = 32.400 Euro
  • Überschlagsweise eine Dreiviertelstelle: eine halbe Stelle in Berlin plus ein hoher Zeitaufwand für Reisen.
  • Personalkosten externe Beratung 20 Std × 100 Euro = 2.000 Euro
  • Personalkosten temporäre Hilfe: 200 Std × 10 Euro = 2.000 Euro
  • Bürokosten: 4.800 Euro
  • Büro: 12 × 300 = 3.600 (gängiger Tarif, was bei Cluboffice oder Betahaus ein Einzelplatz für 12 Monate kostet)
  • Büro – Sonstiges: Webspace, Software, Visitenkarten, Telefon etc.: 12 × 200 Euro = 2.400 Euro
  • Reisekosten gesamt: 10.600
  • Reisekosten D-Bahn: 3.990 Euro (Bahncard 100, 2. Klasse):
  • Zugrunde liegt eine Kalkulation von drei Fernreisen im Monat, Deutsche Bahn, 2. Klasse, BahnCard 50. Angenommener Preis: 118 Euro (Berlin–Frankfurt–Berlin). 3 × 12 × 118 = 4.248 Euro
  • Sonstige Reisekosten deutschsprachiges Ausland (Österreich, Schweiz, Weiterreise in D) = 510 Euro
  • 3 × 12 × 10 Euro = 360 Euro (Reisekosten ab Bahnhof, D)
  • 3 × 50 Euro = 150 Euro (Annahme: Salzburg → Wien, ÖBB 2. Klasse)
  • Wikimania-Teilnahme: 1.800
  • Für die Wikimania-Teilnahme in Washington DC betrug ein Vollstipendium 1.500 Euro. Die Kosten in und nach Hongkong liegen etwas höher.
  • Übernachtungskosten: 40 × 70 = 2.800
  • Workshop 1 (Wikipedianer): 10.000
  • Workshop 2 (Wikipedianer und Externe): 15.000
  • Referenten/Moderatoren Workshops: 2.000 Euro
  • Veranstaltungsreihe acht Podiumsdiskussionen: 4.000 Euro
  • Bewirtungskosten: 20 × 50 = 1.000
  • Broschüren: Korrektur, Gestaltung, Druck: 5.000 Euro
  • Reserve für unvorhergesehene Ereignisse: Fünf Prozent des Gesamtbudgets = 3.870 Euro