Zumbi

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Büste von Zumbi in Brasília. Aufschrift: „Zumbi von Palmares, der schwarze Anführer aller Rassen“

Zumbi (Aussprache: [zũˈbi]; * 1655 in Palmares (heute União dos Palmares, Alagoas); † 20. November 1695 an der Serra Dois Irmãos (heute Viçosa, Alagoas)), auch bekannt als Zumbi von Palmares (Zumbi dos Palmares, Aussprache: [zũˈbi dus pɐwˈmaɾis]), war der letzte Anführer des autonomen Gemeinwesens Palmares von entflohenen und frei geborenen Sklaven im heutigen brasilianischen Staat Alagoas.

Palmares war ein Quilombo, d. h. Gemeinwesen geflohener afrikanischer Sklaven, im Nordosten Brasiliens (damaliges Kapitanat Pernambuco, heute Bundesstaat Alagoas). Die Bewohner leisteten ab der Gründung um 1600 erfolgreichen Widerstand gegen die portugiesischen Kolonialregierungen und niederländischen Kolonisatoren. Geflohene Sklaven gingen oft zu ihren alten Plantagen zurück, um ihren ehemaligen Mitgefangenen zur Flucht zu verhelfen. So wuchs die Siedlung auf ungefähr 30.000 Menschen heran. Darunter waren auch brasilianische Ureinwohner, Araber und von der Kolonialregierung unterdrückte Europäer. Zwischen 1654 und 1678 konnten über zwanzig Angriffe der Sklavenhalternationen abgewehrt werden.

Kindheit und Jugend

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Porträt Zumbis von Antônio Parreiras (1927)

Zumbi wurde 1655 in Freiheit in Palmares geboren. Er war der Überlieferung nach ein Neffe von Ganga Zumba (ca. 1630–1678), dem Anführer von Palmares, und Enkel der angolanischen Prinzessin Aqualtune, die Palmares gegründet hatte.[1] Im Alter von etwa sechs Jahren von den Portugiesen gefangen und dem Missionar Antonio Melo übergeben. Als Francisco getauft, wurde er in die Sakramente eingeweiht und lernte Portugiesisch und Latein. Mit 15 flüchtete er zurück an seinen Geburtsort. Seine Kampfkraft und Gewandtheit sowie militärisches Geschick machten ihn zu einem respektierten Strategen in seinen frühen Zwanzigern.

Anführer von Palmares

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Im Jahre 1678 suchte der portugiesische Gouverneur der Provinz Pernambuco, Pedro Almeida das Gespräch mit dem Anführer Ganga Zumba. Sein Angebot war, den Bewohnern von Palmares die Freiheit zu schenken, wenn sich die Siedlung portugiesischer Gewalt ergeben würde. Ganga Zumba neigte dazu, zu akzeptieren, aber Zumbi traute den Portugiesen nicht. Außerdem weigerte er sich, die Freiheit anzunehmen, während andere versklavt blieben. Um den Widerstand gegen die portugiesische Unterdrückung fortzusetzen, lehnte er das Angebot Almeidas ab, stellte damit Ganga Zumbas Führerschaft in Frage und wurde der neue Anführer von Palmares.

Fünfzehn Jahre nachdem Zumbi den Thron von Palmares bestieg und seine Krieger bis vor die Tore von Recife führte, starteten die Portugiesen einen Kanonenangriff von drei Seiten, dem die Kämpfer von Palmares nicht gewachsen waren. Nach 67 Jahren erfolglosen Krieges gegen Palmares zerstörten die Portugiesen am 6. Februar 1694 mit Cerca do Macaco dessen zentrale Siedlung. Zumbi wurde verletzt.

Zwar konnte er entkommen und den Widerstand noch fast zwei Jahre lang fortsetzen, doch wurde letztendlich sein Versteck von einem gefangenen Mitstreiter verraten. Zumbi wurde am 20. November 1695 geköpft. Sein Kopf wurde in Recife öffentlich ausgestellt, um die afrikanischen Sklaven von seinem Tod zu überzeugen, die Zumbi mittlerweile für unsterblich hielten wie einen Halbgott. Dennoch wurde der Kampf noch hundert Jahre nach seinem Tod weitergeführt.

Heutige Bedeutung

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Gedenkveranstaltung zum Tag des Schwarzen Selbstbewusstseins am Zumbi-Denkmal in Rio de Janeiro

In Brasilien wird Zumbis Todestag am 20. November als Tag des Schwarzen Selbstbewusstseins (Dia da Consciência Negra) gefeiert. Zumbi wurde zum Held der afro-brasilianischen Menschenrechtsbewegung des zwanzigsten Jahrhunderts sowie zum Nationalhelden.

Zumbi-Statue in Salvador
Denkmäler
Benennungen
  • Die 1988 gegründete Fundação Palmares („Palmares-Stiftung“) ist eine wichtige Kulturinstitution.
  • Der Flughafen von Maceió im Bundesstaat Alagoas trägt seit 1999 den Namen „Zumbi dos Palmares“.
  • Die 2004 gegründete Faculdade Zumbi dos Palmares (Unipalmares) in São Paulo ist eine private Hochschule, die sich besonders der Bildung von Afrobrasilianern widmet.[4]
  • In der Bundeshauptstadt Brasília, in Araras (São Paulo) und Curitiba (Paraná) sind Plätze nach Zumbi benannt.[3]
Musik
  • Zumbi ist Gegenstand eines gleichnamigen Songs des MPB-Sängers Jorge Ben Jor (1974)
  • Erwähnt in dem Lied Ratamahatta der Metal-Band Sepultura (1996)
  • Erwähnt in etlichen Songtexten der Metal-Band Soulfly, insbesondere im Song Zumbi (2002)
  • Gilberto Gil veröffentlichte 2002 eine CD namens Z – 300 Anos de Zumbi.
Film
Capoeira
  • Zumbi genießt große Verehrung in Capoeira-Kreisen.[5]
  • R. N. Anderson: The quilombo of Palmares: a new overview of a maroon state in seventeenth- century Brazil. In: Journal of Latin American Studies. Band 28, 1996, S. 545–566.
  • Cheney, Glenn Alan. Quilombo dos Palmres: Brazil's Lost Nation of Fugitive Slaves, Hanover, CT, EUA: New London Librarium, 2014 300 p.
  • P. P. A Funari: The archaeology of Palmares and its contribution to the understanding of the history of African-American culture. In: Historical Archaeology of Latin America. Band 7, 1995, S. 1–41.
  • C. E. Orser Jr.: The archaeology of the African diaspora. In: Annual Review of Anthropology. Band 27, 1998, S. 63–82.
  • C. E. Orser Jr.: In search of Zumbi: preliminary archaeological research at the Serra da Barriga, State of Alagoas, Brazil. Midwestern Archaeological Research Centre, Illinois State University.

Einzelnachweise

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  1. Jane Landers: Leadership and Authority in Maroon Settlements in Spanish America and Brazil. In: José C. Curto, Renée Soulodre-LaFrance: Africa and the Americas. Interconnections During the Slave Trade. Africa World Press, Trenton S. 173–184, hier S. 179.
  2. Ana Lucia Araujo: Shadows of the Slave Past. Memory, Heritage, and Slavery. Routledge, New York 2014.
  3. a b c d e Ana Lucia Araujo: Public Memory of Slavery. Victims and Perpetretors in the South Atlantic. Cambria Press, Amherst (NY) 2010, S. 259.
  4. Habeeb Akande: Illuminating the Blackness. Blacks and African Muslims in Brazil. Rabaah, London 2016, S. 38.
  5. Sergio González Varela: Capoeira, Mobility, and Tourism: Preserving an Afro-Brazilian Tradition in a Globalized World. Lexington Books, Lanham (MD) 2019, S. 25–26, 98, 110–111.